Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



Die Fledermaus

Operette in drei Akten
Libretto von Carl Haffner und Richard Genée nach der Komödie Le Réveillon von Henri Meilhac und Ludovic Halévy
Musik von Johann Strauß
- konzertante Aufführung -


in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 2h 45' (eine Pause)

Premiere in der Oper am Dom am 29. Dezember 2013


Logo: Oper Köln

Oper Köln
(Homepage)

Ich lade gern mir Gäste ein

Von Stefan Schmöe

Es ist gerade einmal etwas mehr als ein Jahr her, da war die Kölner Oper das „Opernhaus des Jahres“. Da freilich stand der künstlerisch überaus ambitionierte (vielleicht auch größenwahnsinnige), aber weder besonders sparsame noch besonders diplomatische Intendant Uwe-Eric Laufenberg kurz vor dem Absprung respektive Rauswurf. Inzwischen führt dessen seinerzeitige Stellvertreterin und Operndirektorin Brigitte Meyer das Haus notgedrungen mit entschlossenem Sparwillen – dazu gehört offensichtlich auch, ausgerechnet die Fledermaus (die doch an sich die Qualität besitzt, manchen ansonsten opernfernen Kölner zum Theater zu locken) nur konzertant spielen zu lassen. Und das, obwohl dieser zündenden Champagner-Operette auch noch das Spielzeit-Motto entlehnt ist: „Ich lade gern mir Gäste ein“. Die allerdings dürften in diesem Fall aber durchaus etwas teurer sein. Dafür gibt's aber auch nur vier Aufführungen.

Konzertant, das geht bei der Fledermaus nun wirklich nicht, dafür lebt dieses Stück viel zu sehr von den schnellen Dialogen und Ensembles und von der Situation, aus der die Musik erwächst – und es gibt eben auch viel Sprechtheater in dieser Operette. Das wissen natürlich auch die Akteure, und man muss eher von einer halbszenischen als von einer konzertanten Aufführung sprechen. Nicht nur, dass in Kostümen gesungen wird – da es sich im Wesentlichen um Ballkleidung handelt, dürfte man das entsprechende Outfit ohnehin im Fundus hängen haben – es wird auch viel gespielt, im textlastigen Schlussakt sogar mit einer ganzen Reihe von Requisiten. Schauspieler Burghard Braun als trinkfreudiger Gefängniswärter Frosch und der altgediente Opernhaudegen Ulrich Hielscher als (stimmlich engagiert polternder) Gefängnisdirektor Frank brauchen dafür ebenso wenig einen ausgewiesenen Regisseur (für die szenische Gesamtleitung ist Lauren Stubbe verantwortlich) wie die übrigen Sänger, da reichen Bühnenerfahrung und solides Handwerk. Eher schon hätte es etwas mehr Probenzeit für größere Sicherheit in den phasenweise doch etwas improvisiert anmutenden Abläufen und für ein genaueres Timing bedurft – und das betrifft auch das Zusammenspiel mit dem Orchester. Da das Gürzenich-Orchester auf der Bühne und damit hinter den Sängern platziert ist, haben diese den Dirigenten im Rücken, was zu manchen Wacklern führt, vor allem aber oft die letzte Spur Leichtigkeit und Souveränität vermissen lässt, die aus einer guten Aufführung eine große gemacht hätte.

Dirigent Gerrit Prießnitz hat viel Gespür für diese Musik, dirigiert sängerfreundlich, schmissig und schwungvoll und mit einem guten, nie übertriebenen Maß an Wiener Schmäh. Manches Detail wäre sicher noch eleganter ausmusiziert, müsste er nicht aus den genannten Gründen oft zuallererst das Ensemble zusammenhalten. Das Gürzenich-Orchester spielt vieles mit federndem Schwung, neigt aber in den scheinbar unwichtigen Begleitfiguren immer wieder zu rhythmischer Ungenauigkeit. Ein wenig undankbar ist der Abend für den musikalisch überzeugenden Chor (Einstudierung: Andrew Ollivant), der sich, hinter dem Orchester platziert, weit weg ist vom szenischen Geschehen befindet und oft mit ein wenig Schunkeln, Wippen oder gar kleinen Tanzschritten die Bewegung der Musik aufnehmen muss. Auch wenn das halbszenische Konzept leidlich aufgeht – die Fledermaus gehört unbedingt auf die Bühne, mit allem drum und dran!

Von den Gästen, die man eingeladen hatte, sagte einer ein paar Tage vor der Premiere krankheitsbedingt ab, nämlich Bo Skovhus. Mit Johannes Martin Kränzle war für den Eisenstein allerdings ein hochkarätiger (und in Kölner Gefilden vertrauter) Ersatz mit noblem, höhensicheren und nicht zu schweren Bariton gefunden, souverän und weltmännisch im Auftreten, wenn auch offenbar nicht immer ganz textsicher. Letzteres gilt auch für Simone Kermes als Eisensteins Gattin Rosalinde, ziemlich oft in Noten oder Textbuch blätternd, dabei in ihrem Bewegungsdrang kaum zu bremsen. Stimmlich liegt ihr die Partie nicht in allen Teilen; gegen das große Orchester muss sie auch schon mal forcieren und die Stimme eng machen (und der Beginn des Csárdás im Mittelakt liegt für ihre Stimme deutlich zu tief); andere Passagen gelingen mit zupackender Gestaltung bravourös. Vesselina Kasarova gibt dem geheimnisvollen russischen Prinzen Orlofsky eine dunkel eingetönte Riesenstimme, auch auf Kosten der Leichtigkeit, teilweise auch unnötig forciert, aber im Timbre deutlich abgegrenzt, was der Figur sehr schön die Sonderstellung einräumt, die sie ja szenisch auch beansprucht.

Den größten Applaus freilich verdiente sich keiner der Gäste, sondern Claudia Rohrbach aus dem hauseigenen Ensemble als Kammermädchen Adele. Mit strahlendem, auch in den blitzsauber ausgesungenen Koloraturen nie an Farbe verlierendem Sopran bringt sie die Partie auf den Punkt. Ganz ausgezeichnet singt und spielt auch Miljenko Turk (der lange im Kölner Ensemble gespielt hat) als Dr. Falke, ein klangvoller Operettenbariton per excellence mit etwas hell-metallischem Timbre, geschmeidiger Linienführung und sehr elegantem Auftreten – in der klaren Diktion mit deutlich rollendem „R“ ist das wunderbar altmodisch und unbedingt fledermauskonform. Mirko Roschkowski singt einen sehr agilen Tenor Alfred, Ralf Rachbauer einen bei aller Trotteligkeit punktgenauen Dr. Blind. Gloria Rehm, darstellerisch unterfordert (sängerisch sowieso), ist eine hübsch anzusehende Ida.


FAZIT

In der Feinabstimmung könnte das hochkarätige Ensemble durchaus noch zulegen, da bleibt in den weiteren Aufführungen sicher noch Luft nach oben. Und es gibt sicher Werke, die sich besser für konzertante Aufführungen eignen als dieses. Bei allem schauspielerischen Engagement: Halbszenisch ist eben doch nur halb szenisch. Publikum, Darsteller und nicht zuletzt die Fledermaus selbst hätten auch die andere Hälfte verdient.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Gerrit Prießnitz

Chor
Andrew Ollivant

Szenische Gesamtleitung
Lauren Schubbe

Kostüme
Xenia Lassak


Chor der Oper Köln

Gürzenich-Orchester Köln


Solisten

* Besetzung der Premiere

Gabriel von Eisenstein
Johannes Martin Kränzle

Rosalinde
Simone Kermes

Frank, Gefängnisdirektor
Ulrich Hielscher

Prinz Orlofsky
* Vesselina Kasarova /
Katrin Wundsam

Alfred
Mirko Roschkowski

Dr. Falke, Notar
Miljenko Turk

Dr. Blind
Ralf Rachbauer

Adele
Claudia Rohrbach

Ida
Gloria Rehm

Frosch
Burghard Braun



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Köln
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2013 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -