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"La clemenza di Tito": Hören auf die inneren Stimmen

Diese Aufführung der Oper "La clemenza di Tito" muss keinen Vergleich scheuen. Sie ist der Wahrhaftigkeit Mozarts verpflichtet. Und das ist immer noch das Entscheidende, will man seine Opern in aller Intensität erleben.

"La clemenza di Tito": Hören auf die inneren Stimmen
"La clemenza di Tito": Hören auf die inneren Stimmen
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Am Ende hat Publio alle Hände voll zu tun. Er muss das Hochzeitsbild des Herrschers Tito und seiner Braut Vitellia aufs Gefälligste arrangieren. Denn der Kaiser hat Gnade vor Recht ergehen lassen. Das aber können die in Liebe, Intrige, Verrat, Mord, Anklage und drohenden Tod Verstrickten noch gar nicht verwinden. Immer wieder knicken sie ein, fallen steif um, und Publio muss sie wie Puppen aufrichten und neu in den festlichen Rahmen einpassen.

Das offizielle Jubelbild passt also nicht zu den privaten Befindlichkeiten und seelischen Verwundungen, so wenig wie das Finale von Mozarts Oper "La clemenza di Tito" eine reine Apotheose der Güte ist. Davor bewahren sie schon die Synkopen, die jede erwartbare Geradlinigkeit aus dem Tritt bringen.

Das rätselhafte Wunder dieser Oper aus Mozarts Todesjahr 1791 besteht gerade darin, dass ein offizielles Huldigungswerk im Gewand einer Opera seria den Konventionen dieser Gattung durch die Psychologisierung der Figuren völlig zuwiderläuft. Die Festgäste in Prag ließen es den erfolgsverwöhnten Mozart auch unverblümt wissen: Von einer "porcheria tedesca", einer deutschen Schweinerei sprach die Frau des realen Kaisers, Maria Luisa von Spanien.Seelenbilder der Personen liegen blankMozart hat eine neue Sprache gefunden: schnörkellos, pur, klar, ohne überflüssigen Zierrat (wie er für Seria-Opern ja gefordert wäre), schlicht und essenziell in der Formung von Melodie und Orchesterklang. Die Seelenbilder der handelnden Personen liegen blank, niemand kann sich verstecken. Wir blicken in den Abgrund der Gefühle. Es ist eine schonungslose Forschungsreise ins Innere der Charaktere und der Stimmen.

Die Neuinszenierung dieser heiklen Oper im Salzburger Landestheater geht diesen Weg mit äußerster Konsequenz. In einem gläsernen Kubus von Stefanie Seitz sitzt Titus wie ein Gefangener seiner Macht. Dieses Zentrum wird immer wieder in Bewegung versetzt. Außen herum verstricken sich die Liebenden und die Intriganten, die Rasenden und die Verzweifelten in ihren (Irr-)Wegen. Die Gesellschaft lässt sich vom Untergang der Macht(zentrale) nicht wirklich stören; sie legt jederzeit das feine Gewand an.

Der Herrscher ist noch jung. Er braucht seinen Vertrauten, Publio, der mit seiner Lebenserfahrung ein Garant der Ordnung ist. Die Entscheidung freilich, Recht oder Gnade, muss er selbst fällen. Der feine, geradlinige Tenor Sergey Romanovskys ist da auch zu ungewöhnlichen Wut- und Verzweiflungsausbrüchen fähig.Soloinstrumente werden zu HandelndenFrances Pappas, der phänomenale Sesto, der zwischen die Mühlsteine von Pflicht, Neigung und Liebe gerät, ist eine "Nervenspielerin". Ihre Identifikation ist grenzenlos. Flackernden Blicks, getrieben, verzweifelt, drückt sie die Last der Tat. Atemberaubend, wie dicht und intensiv das durchlebt, famos gespielt und gesungen ist.

Vitellia verblasst an ihrer Seite nicht zur Rachefurie. Anna Niedbala hat die großen wie die dunklen Töne der raumgreifenden Partie und macht doch auch zugleich die Verletzbarkeit und Verletztheit der Verschmähten klar: bewegend und wahrhaftig im Mozartschen Sinn wie auch die "kleineren" Rollen im Rad der Schicksale: der schlaksige Annio von Emily Righter, die staunend-ratlos "erhöhte" Servilia von Laura Nicorescu, der Publio von Graeme Danby, nicht bloß Kalkulator des Gefüges.

Jeden einzelnen und alle zueinander einschließlich des exzellenten Chors setzt Amélie Niermeyers so hochintelligente wie hochmusikalische Regie in packende Beziehungen. Auch die Soloinstrumente werden zu Handelnden, ganz ohne Krampf. Gerade die inneren Stimmen finden zu bewegter Präsenz. Ihre Erfahrung als Schauspielregisseurin hilft, die Oper zu einem Schauspiel in Musik zu machen.

Das gelingt auch deswegen, weil der Dirigent Leo Hussain in absolutem Gleichklang mit der Regie ist. Aufregend manifestiert sich das in den wie gesprochen wirkenden Rezitativen und der akzentreichen Art, dazu den Hammerflügel zu spielen. Mit wunderbarer Verinnerlichung und organischer Klangrhetorik reagiert das Mozarteumorchester auf die Szene und spielt ein schmerzlich leuchtendes, konzentriertes Psychodrama.

Dem Salzburger Landestheater ist da ein ganz großer Abend gelungen, der jedem Vergleich - und Mozarts "Clemenza" wird gerade viel gespielt - mühelos standhält. SN-Info: Die Oper "La clemenza di Tito" wird noch bis 12. Juni im Salzburger Landestheater aufgeführt

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