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„Böse Geister“ verzückt Anhänger von Neuer Musik

Gruseliger Atmosphäre: Das Ensemble des National Theater bei der Aufführung der Oper „Böse Geister“ Gruseliger Atmosphäre: Das Ensemble des National Theater bei der Aufführung der Oper „Böse Geister“
Gruseliger Atmosphäre: Das Ensemble des National Theater bei der Aufführung der Oper „Böse Geister“
Quelle: dpa
Viel Beifall gab es am Samstagabend bei der Opern-Uraufführung „Böse Geister“ in Mannheim. Die facettenreiche Musik der modernen Komponistin Hölszky erhielt viel Beifall.

Trotz „Neuer Musik“ der zeitgenössischen Komponistin Adriana Hölszky wurden die Zuschauer am Samstagabend im Mannheimer Nationaltheater in das zaristische Russland des 19. Jahrhunderts entführt. Denn bei der Opern-Uraufführung von „Böse Geister“ des im deutschen eher unter dem Titel „Die Dämonen“ bekannten visionär-surrealistischen Romanstoffs des russischen Schriftstellers Fjodor Dostojewski (1821-1881) geht es um eine russische Stadt im Umbruch.

In dieser lösen sich in gruseliger Atmosphäre alte Traditionen genauso wie die Moral auf. Die Geister der Moderne mit ihrem Ruf nach Fortschritt lassen das soziale Gefüge zusammenbrechen, eine blutige Terrorherrschaft und unberechenbare Epoche steht bevor. Die kaltblütige Hauptfigur Stavrogin (Steven Scheschareg) entwirft dabei auch durch sein Charisma existenziell-philosophische Fragen, mit denen er wie bei der Auseinandersetzung um die mögliche Nicht-Existenz Gottes seine Umgebung aufwühlt und revolutioniert. Jedoch spielt er mit den Menschen und treibt vor allem Frauen durch Affären, Vergewaltigungen und erzwungene Kindestötungen in den Wahnsinn.

Am Ende folgen Morde und Suizide in der sich verändernden Gesellschaft mit zerstörten Individuen. Die facettenreiche moderne und oft beklemmende Musik von Adriana Hölszky erhält nach rund 80 Minuten viel Beifall. Besonders der menschliche Abgründe offenbarende und das Geschehen kommentierende Klatsch-Schreigesangs-Chor hinter den Zuschauerrängen gibt der Aufführung zusammen mit dem Libretto von Yona Kim eine aufwühlende Brisanz.

Doch die historisierende und viele Zuschauer langweilende Inszenierung von Joachim Schlömer im Rahmen des Festivals „Theater der Welt“ schafft es nicht, einen gewinnbringenden und kritischen Bezug zur Gegenwart herzustellen. Dabei hätte es nicht nur in Bezug auf das moderne Russland viele Anknüpfungspunkte zum Thema „Missbrauch und Perversion von Macht“ gegeben.

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