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Wexford Festival Opera
22.10.2014 - 02.11.2014


Il tabarro

Oper in einem Akt
Libretto von Giuseppe Adami nach dem Drama La houppelande von Didier Gold
Musik von
Giacomo Puccini

In italienischer Sprache mit englischen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 55' (keine Pause)

Premiere im Whites Hotel in Wexford am 24. Oktober 2014



 

 

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Es fehlt das Orchester

Von Thomas Molke / Fotos von Paula Malone Carty


Nach Suor Angelica im Jahr 2008 und Gianni Schicchi im Jahr 2011 ist nun mit Il tabarro auch der dritte Einakter aus Puccinis Il trittico in Wexford im Rahmen der "Short Works" zu erleben. Auch wenn Puccini selbst diese drei absolut unterschiedlichen Stücke stets als Einheit aufgeführt sehen wollte, fingen sie dennoch schnell an, ein Eigenleben zu führen und entweder einzeln in kleinerem Rahmen vorgestellt oder auch mit anderen Einaktern kombiniert zu werden. So war Gianni Schicchi beispielsweise vor einigen Jahren sowohl in Gelsenkirchen als auch in Wuppertal mit Zemlinskys florentinischer Tragödie zu erleben, und Suor Angelica wurde im Gemeinschaftstheater Krefeld-Mönchengladbach mit Puccinis Frühwerk Le Villi in Verbindung gesetzt. Auch wenn das Theater Freiburg in der letzten Spielzeit Il tabarro mit Bartóks Herzog Blaubarts Burg präsentierte, ist eine Verbindung mit einer anderen Verismo-Oper außerhalb des trittico wie beispielsweise Leoncavallos Il Pagliacci in Hagen vor ein paar Jahren durchaus üblicher.

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Giorgetta (Maria Kozlova) und Michele (Quentin Hayes) haben sich auseinandergelebt.

Die Handlung spielt zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einem Boot auf der Seine. Hier lebt Michele mit seiner Frau Giorgetta, deren Ehe nach dem Tod ihres gemeinsamen Kindes in einer tiefen Krise steckt. Giorgetta kann das triste Leben auf dem Kahn nicht mehr ertragen und hat heimlich eine Affäre mit dem Arbeiter Luigi begonnen. Michele kämpft verzweifelt darum, seine Frau zurück zu gewinnen. Als Giorgetta am Abend vorgibt, ins Bett zu gehen, zündet sich Michele auf dem Deck des Schiffes seine Pfeife an. Luigi missdeutet das Feuer als das Signal, welches er mit Giorgetta für ein heimliches Treffen am späten Abend ausgemacht hat. Michele hat nun Gewissheit, dass seine Frau ihn betrügt, und erwürgt den Rivalen. Anschließend wickelt er ihn in seinen Mantel ein, um Giorgetta mit ihrer Untreue zu konfrontieren. Giorgetta kommt an Deck zurück und zeigt sich Michele gegenüber versöhnlich. Sie ist sogar bereit, sich wie früher von seinem Mantel wärmen zu lassen. Da entdeckt sie die Leiche ihres Geliebten Luigi.

Das Regie-Team um Dafydd Williams belässt das Stück größtenteils in seinem historischen Rahmen. Der Zuschauersaal im Whites Hotel wird dabei als großer Schiffrumpf gedeutet, durch den die Arbeiter auf Micheles Boot die transportierten Waren schleppen. Die Bühne symbolisiert das Deck dieses Schiffes und ist mit einer gespannten Wäscheleine und einigen wenigen Kisten äußerst spartanisch ausgestattet. So ist es auch am Ende die Wäscheleine, mit der Michele Luigi im Zweikampf erwürgt. Wieso Michele im Anschluss allerdings in einigem Abstand von dem in den Mantel eingewickelten Leichnam Platz nimmt, verwundert ein wenig, da so nicht nachvollziehbar ist, wieso Giorgetta am Ende unter Micheles Mantel Schutz suchen soll. So hebt sie den Mantel einfach auf und entdeckt ihren toten Geliebten ohne den Anschein einer vorherigen erneuten Annäherung an ihren Mann. Gut gelöst hingegen ist der Auftritt des Liedverkäufers und des Liebespaars, dessen Gesang Giorgetta mit sehnsuchtsvollen Blicken lauscht. Da das Liebespaar links von der Bühne steht, wirkt es für Giorgetta und damit auch für eine glücklichere Zukunft unerreichbar.

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Giorgetta (Maria Kozlova, links) und Frugola (Kezia Bienek)

Musikalisch gelingt Andrea Grant am Flügel zwar eine eindringliche Interpretation, die mit ihrem kammermusikalischen Charakter allerdings nicht die musikalische Wucht dieses Dramas einzufangen vermag. Die orchestrale Ausgestaltung ist einfach zu vielseitig und für die Oper auch zu bedeutend, als dass sie sich auf ein Instrument reduzieren lässt. Dem Ensemble hingegen dürfte es entgegenkommen, dass nicht gegen ein ganzes Orchester angesungen werden muss. Maria Kozlova verfügt als Giorgetta über einen warmen und weichen Sopran, der in den dramatischen Ausbrüchen noch ausbaufähig ist. In den Höhen stößt sie an einigen Stellen noch an ihre Grenzen. Gleiches gilt für Alexandros Tsilogiannis als Luigi, dem noch ein bisschen die tenorale Durchschlagskraft für diese anspruchsvolle Partie fehlt. Star der Vorstellung ist Quentin Hayes als Michele, der mit kräftigem Bariton und klarer Diktion die Verzweiflung dieser Partie wunderbar zum Ausdruck bringt. Seine große Szene, in der er erkennt, dass seine Frau ihn mit Luigi betrügt, entwickelt sich zum musikalischen Höhepunkt. In den kleineren Partien lassen Andrew Tipple als Talpa mit markantem Bass und Kezia Bienek als Frugola mit samtweichem Mezzo aufhorchen. Auch David Lynn gefällt als Liedverkäufer und Liebhaber im Duett mit Alice Rose Privett mit lyrischem Tenor.

So gibt es am Ende der Aufführung großen, wenn auch nur sehr kurzen Beifall.

FAZIT

Im Gegensatz zu Gianni Schicchi vor drei Jahren erweist sich Il tabarro als nicht so glückliche Wahl für eine kammermusikalische Umsetzung, was allerdings weniger am Ensemble oder der Inszenierung als vielmehr am fehlenden Orchester liegt.

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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Andrea Grant

Regie
Dafydd Williams

Licht
John Crudden


Solisten

Michele
Quentin Hayes

Giorgetta
Maria Kozlova

Luigi
Alexandros Tsilogiannis

Tinca
Stuart Laing

Talpa
Andrew Tipple

Il frugola
Kezia Bienek

Stevedore
Stefan Berkieta

Stevedore / Tenor solo
David Lynn

Midnete / Female lover
Alice Rose Privett


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