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Premiere von Händels „Hercules“: Gelungene Mischung aus antiker Tragödie und dramatischer Oper Mythos des Helden nicht ganz ernst genommen

Oldenburg. Als sich der Regisseur am Ende der bejubelten Premiere von Georg Friedrich Händels Oratorium „Hercules“ mit Schottenrock, Sonnenbrille und Vollbart zeigte, hätte man ihn auf den ersten Blick mit Helge Schneider verwechseln können. Es war aber Jürgen Weber, dem der Schalk jedenfalls ebenso im Nacken zu sitzen scheint wie Schneider.
27.10.2014, 00:00 Uhr
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Von Wolfgang Denker

Als sich der Regisseur am Ende der bejubelten Premiere von Georg Friedrich Händels Oratorium „Hercules“ mit Schottenrock, Sonnenbrille und Vollbart zeigte, hätte man ihn auf den ersten Blick mit Helge Schneider verwechseln können. Es war aber Jürgen Weber, dem der Schalk jedenfalls ebenso im Nacken zu sitzen scheint wie Schneider. Denn er hat den Mythos des starken Helden Hercules nicht ganz ernst genommen. Seine Version des eigentlich dreistündigen Werks hat er auf zwei Stunden eingedampft und daraus eine gelungene Mischung aus antiker Tragödie, dramatischer Oper und unterhaltsamer Revue kreiert.

Weber hat nicht nur inszeniert, sondern auch das Bühnenbild und die Kostüme entworfen. Das Orchester hat er auf dem abgedeckten Graben postiert, der Chor schmetterte zu Beginn und am Schluss machtvoll von den Seiten und von den Rängen. Die Bühne hat er mit einer Art Altar und einer Wendeltreppe ausgestattet. Dazu gab es im Hintergrund jede Menge Videoprojektionen, auf die man aber gut hätte verzichten können. An einem bis zum 3. Rang gespannten Stahlseil schwebte eine arg zerrupfte Taube, die mal ein Schwert, mal eine Botschaft in ihrem Schnabel hielt. An „barockem“ Bühnenzauber hat Weber jedenfalls nicht gespart, sogar Hercules entschwand am Ende, mit Flügeln versehen, bis hoch oben in den Schnürboden. Weber ironisierte die griechische Mythologie nach Strich und Faden – als sei es ein Stück von Offenbach und nicht von Händel. Der Chor durfte die Hände rhythmisch zum Himmel recken oder Tanzschritte ausführen. Aber Weber brachte das Kunststück fertig, eine ausgewogene Balance zwischen Spaß und Ernst zu halten, bei der Vermittlung von echten Emotionen auf Gags zu verzichten und somit den Ausdruck der Musik nicht zu unterlaufen.

Jörg Halubek leitete das Oldenburgische Staatsorchester stilsicher. Und die großen Chorszenen (Einstudierung Thomas Bönisch) entfalteten sich kraft- und klangvoll. In der Titelpartie präsentierte sich Tomasz Wija überzeugend mit markantem Bariton, Dejanira wurde von Hagar Sharvit mit sinnlichem Mezzo und furienhafter Attitüde gesungen. Ihrem Diener Lichas gab Mezzo Yulia Sokolik Töne wie ein Countertenor. Philipp Kapeller drückte als Sohn des Hercules seine Liebe zu Iole mit lyrischem Tenor aus. Für die berührendste Leistung sorgte Nina Bernsteiner als mit Herzblut und sicherem Höhenglanz gesungene Prinzessin Iole.

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