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Hexe Hillary geht in die Oper

Kinderstück mit Musik von Peter Lund
empfohlen für Kinder ab 5 Jahren


in deutscher Sprache

Aufführungsdauer: ca. 50' (keine Pause)

Premiere in der Kinderoper Köln am 21. November 2014


Logo: Oper Köln

Kinderoper Köln
(Homepage)

Reden über Musik

Von Stefan Schmöe / Fotos von Paul Leclair

Hexe Hillary, eine sympathische, aber reichlich desorientierte Vertreterin ihrer Zunft, hat zwei Karten für die Oper gewonnen. Dumm nur, dass sie gar nicht weiß, was Oper überhaupt ist. Also ruft sie die Kollegin Maria Bellacanta herbei, die - der Name sagt alles - selbst Sängerin und ausgewiesene Kennerin des Musiktheaters ist. Und der Rabe, den sie sich als Haustier herbeigehext hat, erweist sich auch noch als verzauberter Dirigent. Hillary, die eine vollständig gesungene Geschichte zunächst reichlich abwegig findet, lässt sich nach und nach immer mehr faszinieren und kann am Ende kaum noch abwarten, dass sich der Vorhang endlich hebt.

Szenenfoto

Hexe Hillary und der Rabe, der in Wahrheit ein verzauberter Dirigent ist

Ein wenig merkwürdig ist das schon: Da erzählt man Kindern, die doch sicher nicht zufällig den Weg in die Kinderoper gefunden haben und die bei einem empfohlenen Alter ab 5 Jahren noch überwiegend vorurteilsfrei an die Gattung herangehen dürften, dass man Oper doof finden könnte, dass Oper aber eigentlich toll ist. Da hat die Kölner Kinderoper auch schon mal selbstbewusster ihren Anspruch formuliert. Zudem ist das "Kinderstück mit Musik" von Peter Lund dramaturgisch ziemlich schlicht geraten, eine ziemlich hölzerne "erklär-mir-die-Oper"-Geschichte, die bei einer Spieldauer knapp unter einer Stunde zwar einigermaßen unterhaltsam, aber überraschungsarm und ein bisschen bieder abläuft. Der entscheidende Schwachpunkt ist aber ein anderer: Hier wird die ganze Zeit über Oper geredet, aber kaum Oper gemacht (obwohl die Kinderoper doch genau dafür da ist) - da verlieren Stück wie Inszenierung ihr Sujet ziemlich weit aus den Augen. Hexe Hillary geht in die Oper ist in erster Linie Sprechtheater. Musik bleibt Nebensache.

Szenenfoto

"Der Hölle Rachen kocht in meinem Herzen": Maria Bellacanta kennt sich beim Thema Oper gut aus

Regisseurin Eicke Ecker zeigt die Hexe Hillary als nettes Mädchen (charmant gespielt von Judith Thielsen, Lichtjahre von der Anarchie einer Pippi Langstrumpf entfernt), Maria Bellacanta als hübsch affektierte Diva (Karola Pavona spielt das mit viel Bühnenpräsenz und singt mit ziemlich scharfem Sopran), den Raben als sehr witzige Handpuppe des Dirigenten Rainer Mühlbach (der nach seiner Rückverwandlung etwas hilflos den Typus des selbstverliebten Maestro geben muss). Und sie zeigt textlastiges Diskurstheater, das gelegentlich von Musikeinlagen unterbrochen wird wie eine Fernsehsendung von Werbepausen - bezeichnenderweise wird es gerade dann unruhig im Saal. Musikbeispiele vom Band, zwei verkürzte Arien aus der Zauberflöte mit Klavierbegleitung ("Paminas "Ach, ich fühl es, es ist verloren" und "Der Hölle Rachen kocht in meinem Herzen" der Königin mit den berühmten, hier ziemlich holprig geratenen Koloraturen), etwas Klaviermusik - das soll Hillary überzeugen? Jedenfalls ist es ziemlich wenig Oper. Dann singen die beiden Hexen auch noch zusammen die Anfangstakte der Kleinen Nachtmusik, als ob die Gattung Oper nicht genug gute Musik bereit halten würde. Unglücklich auch, das Klavier außerhalb der Manege, die ja die eigentliche Spielfläche ist, herbeizuzaubern, denn so hat es schon rein räumlich zu wenig Präsenz, obwohl es doch im Mittelpunkt stehen sollte.

Darüber hinaus kein einziges echtes Instrument, sonder ein paar Musikfetzen vom Band, auch das ist reichlich karg für eine Kinderoper, die von der Faszination der Musik berichten möchte. Wenn Bellacanta von den Bühnenarbeitern, den Beleuchtern, dem Inspizienten erzählt, laufen diese wie zufällig vorbei und winken - auch da hätte die Regie viel mehr herausholen können. Recht schön ist der Schluss gelungen, wenn Hillary sich ein Abendkleid anziehen lässt, wie ein durchscheinender Vorhang die Birkenwaldlandschaft in ein Theater verwandelt. Mehr davon, mehr Sinnlichkeit, kurz: mehr Theater, das hätte der Produktion gut getan.


FAZIT

Kein besonders großer Wurf: Hexe Hillary ist als Sprechtheater nicht ohne Charme, aber die Musik wird ziemlich nebensächlich abgehandelt. Kann man hingehen, muss man aber nicht, schon gar nicht der Musik wegen.


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Produktionsteam

Musikalische Leitung
Rainer Mühlbach

Regie
Eicke Ecker

Bühne und Kostüme
Alexandra Tivig

Licht
Michael Haberkorn

Dramaturgie
Tanja Fasching



Solisten

Hexe Hillary
Judith Thielsen

Maria Bellacanta
Karola Pavone

Rabe / Maestro
Rainer Mühlbach



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Köln
(Homepage)



Da capo al Fine

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