Manuel Günther (li.) und Stefan Zenkl als Tamino bzw. Papageno.

Foto: A. Rebolj

Klagenfurt - Außergewöhnlich schön verpackt ist die Zauberflöte im Klagenfurter Stadttheater, samt einem nicht nur stimmlich, sondern auch darstellerisch glanzvollen Papageno. Patrick Schlösser gestaltet mit dem rumänisch-deutschen Maler Miron Schmückle und der Kostümbildnerin Katja Wetzel Mozarts "große Oper in zwei Akten" zu einem Fest für die Augen voller Sinnbezüge. Ein bisschen schade ist da, dass das, was unter Thomas Rösners Diri- gat aus dem Graben sprüht, nicht gerade musikalische Wunderkerzen sind. Das Kärntner Sinfonieorchester (KSO) absolviert die Partitur doch eher routiniert und bleibt an Frische und Tempo um einiges hinter der Inszenierung zurück.

Emanuel Schikaneder war kein Vorkämpfer für die Gleichstel- lung der Frauen, und bei seinem schwarzhäutigen Sexomanen Monostatos muss man sich auch ständig sagen, dass man das nicht verallgemeinern darf. "Ein Mann muss eure Herzen leiten, denn ohne ihn pflegt jedes Weib aus seinem Wirkungskreis zu schreiten", verkündet Sarastro, was ohne die Noten Mozarts ja schwer erträglich wä- re. Wahrscheinlich hat der die schlimmsten Sätze aus Angst vor Constanze am schönsten vertont. Auch Schlösser hat vorsichtshalber die drei Knaben, die Tamino und Papageno durch die Prüfungen der geheimniskrämerischen Bruderschaft lotsen, in drei Mädchen verwandelt - "die Jungs haben Stimmbruch!"

Und so entfaltet sich vor den auf elementare Symbole reduzierten Prospekten des Bühnenmalers ein Spiel, in dem es um die Preisgabe der Identität in der Liebe geht und, so gut es die Handlung zulässt, um die Leitfunktion der inneren Stimme. Wie die stehengebliebenen Folien eines Traumes wirken die Schlangen und Baumstammsperren, die Gebirgspanoramen und die mit der Laubsäge geschnittenen Grotesken der Elemente Feuer und Wasser.

Stefan Zenkl erobert als Papageno von Anfang an die Herzen des Publikums, indem er keiner sogenannten Männertugend genügt. Er ist nicht tapfer, und er kann den Mund nur halten, wenn er sich gerade Gaumenfreuden hineinstopft, deren er eigentlich entsagen sollte. Asketisch dagegen ist der als asiatischer Prinz daherkommende Tamino Manuel Günthers, stimmlich ebenso ein Trumpf dieser Produktion wie die in eine schwarze Robe gehüllte Königin der Nacht Diana Schnürpels und - als deren Tochter und gefühlswarmer Gegenpart - die Pamina der Ilse Eerens im weißen Sommerkleid.

Prächtig harmonieren Yuna-Maria Schmidt, Julia Stein und Christiane Döcker als die drei Damen. Thomas Tischler ist ein stimmlich kraftvoller Priester. Und der Sarastro Andreas Hörls steuert in den Höhen seines Basses ein schönes Volumen und nicht zuletzt eine imposante Erscheinung bei. Auch wenn das KSO nur das Nötigste dazu beiträgt: Ein Achtungserfolg des Hauses. (Michael Cerha, DER STANDARD, 3.1.2015)