Bremerhaven - Die Weihnachtspremiere am Bremerhavener Stadttheater war diesmal Chefsache. Und Intendant Ulrich Mokrusch hatte sich einiges vorgenommen: Schauspiel, Musiktheater und Tanz bot er auf, um die Geschichte des Peer Gynt zu erzählen, der die Welt erobern will, um sich selbst zu finden. Zum Personal der verschiedenen Sparten des Hauses gesellte sich nach der Pause sogar noch eine Rockband.

Die gehörte zu den problematischeren Episoden des Abends. Zwar leuchtet es durchaus ein, dass ein heutiger Peer Gynt eben auch als Rockstar versucht, die Welt zu gewinnen. Allerdings käme er mit dieser Band wohl kaum über die Dorfdisco hinaus. Schwerer wiegt allerdings das Unvermögen Sebastian Zumpes in der Titelrolle, die Nöte seiner Figur spürbar zu machen. Er bleibt bis zum verzweifelten Schluss der juvenile Kraftprotz, dessen Repertoire sich in wenigen Posen erschöpft. Eindrucksvoller ist der Tänzer Oleksandr Shyryayev vom Bremerhavener Ballett als Gynts Alter Ego, der seinen Widerpart umtanzt, ihn widerspiegelt und am Ende zurückstößt. Eine sehenswerte Partie.

Anderes bleibt eher blass: Zwar ist Isabel Zeumer eine eindrucksvoll knorrige Mutter Gynt. Ihr Tod allerdings gerät merkwürdig kühl. Immerhin lässt die Sopranistin Regine Sturm als Solveig in ihren Liedern die Bedingungslosigkeit ihrer Liebe zu Peer Gynt spürbar werden. Auch Andreas Möckel und Kay Krause sorgen für schauspielerische Lichtblicke, und die Bremerhavener Philharmoniker unter Ido Arad präsentieren Edvard Griegs Bühnenmusik mit dramatischem Gespür, mal als Zwischenspiel, mal als atmosphärische Begleitung, bisweilen mit erfreulicher Wucht.

Allerdings können diese positiven Seiten den Abend auch nicht retten. Zu eindimensional bleibt Sebastian Zumpes Peer Gynt, zu wenig dramaturgischen Sog entwickelt die Geschichte. Und so teilt die Inszenierung das Schicksal ihres Helden: Am Ende sitzt er ratlos da. Ein bisschen wie sein Publikum, das eher verhalten applaudiert. So richtig zünden will das nicht. Betrüblich durchaus, denn Mokrusch hat bewiesen, dass er auch ganz anders kann.