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Oldenburger Neuproduktion soll mit sieben Musikern den Klang in früheren Caféhäusern nachempfinden Der „Vetter aus Dingsda“ als Salonkomödie

Regisseur Ralf Budde hat mit „Der Vetter aus Dingsda“ im Kleinen Haus in Oldenburg eine liebenswerte, turbulente Komödie mit vielem vergnüglichen Details inszeniert. Dazu passte die reduzierte Besetzung des Orchesters.
12.01.2015, 00:00 Uhr
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Von Wolfgang Denker

Regisseur Ralf Budde hat mit „Der Vetter aus Dingsda“ im Kleinen Haus in Oldenburg eine liebenswerte, turbulente Komödie mit vielem vergnüglichen Details inszeniert. Dazu passte die reduzierte Besetzung des Orchesters.

Von den mehr als dreißig Opern und Operetten, die Eduard Künneke geschrieben hat, hat sich eigentlich nur „Der Vetter aus Dingsda“ regelmäßig in den Spielplänen gehalten. Dort ist er ein Dauerbrenner – nicht ohne Grund: Das Stück ist ein Juwel innerhalb des Operetten-Genres, das Libretto voller Wortwitz, die Musik voll von zündenden Melodien.

Die Geschichte ist simpel. Onkel und Tante verwalten das Vermögen von Julia. Mit deren Volljährigkeit würden sie den Zugriff verlieren und wollen das durch eine passende Verheiratung mit ihrem Neffen August verhindern. Julia schwärmt aber von ihrer Jugendliebe Roderich, der allerdings vor sieben Jahren nach „Dingsda“, nach Batavia, ausgewandert ist und sie längst vergessen hat. Ein Fremder erscheint, der sich als Roderich ausgibt. Beide verlieben sich ineinander; in Wirklichkeit ist es aber besagter August Kuhbrot. Als schließlich der echte Roderich auftaucht, ist die Verwirrung komplett…

In Oldenburg lief der „Vetter“ zuletzt vor zehn Jahren, damals im Großen Haus. Für die Neuproduktion im Kleinen Haus beschritt man andere Wege. Das Orchester wurde auf ein Salonorchester mit nur sieben Musikern reduziert. Dadurch würden die Hits der Operette genauso klingen, wie sie damals in vielen Cafés gespielt wurden, meint Regisseur Ralf Budde. Das musikalische Arrangement von Johannes Schild für Kammerbesetzung darf man zwar getrost als gelungen bezeichnen, aber Künneke war nicht nur ein hervorragender Komponist von melodischen Ohrwürmern, sondern schrieb auch ausgefeilte Orchestersätze. Und da vermisste man zwischendurch doch manchmal das volle Orchester.

Aber die kleine Besetzung passte gut zum Regiekonzept, das die Operette als Salonkomödie mit musikalischen Einlagen präsentierte. Das opulente Bühnenbild von Darko Petrovic zeigt eine geräumige Wohnhalle mit Kronleuchtern und einem großen Esstisch. Darin entfachte Budde eine liebenswerte, turbulente Komödie mit vielem vergnüglichen Details.

Wenn der ständig stolpernde Egon von Wildenhagen (Andreas Lütje mit viel Komik) sein Blumenpapier säuberlich faltet, die beiden Diener (Stefan Vitu und Werner Duczek) wie in einem Gruselfilm über die Bühne schleichen oder wenn alle zum Batavia-Fox einen herrlich komisch choreographierten Tanz aufführen, sorgte das stets für begeisterte Lacher. Ein besonderer Clou: Vor der Pause gruppieren sich alle Beteiligten in malerischer Pose – und nach der Pause ist genau diese Szene als „stehendes Bild“ zu sehen, was dem Publikum einen Sonderapplaus wert war. Insgesamt ist Budde eine Inszenierung gelungen, die Albernheiten geschickt umschifft und charmante, temporeiche Unterhaltung bietet.

Als Julia überzeugte Valda Wilson mit rundem Sopran, spielte mit viel Witz und besang ihren „Strahlenden Mond“ mit feinem Glanz. Der für die Rolle des Fremden vorgesehene Tenor hatte am Abend vor der Premiere abgesagt. Mit Dirk Konnertth, der die Partie derzeit in Hildesheim singt, konnte ein hervorragender Ersatz gefunden werden. Mit robustem, in der Höhe mühelos auftrumpfendem Tenor sang er nicht nur sein berühmtes „Ich bin nur ein armer Wandergesell“ sehr ansprechend. Laura Scherwitzl war mit beweglicher Soubrettenstimme als Julias Freundin Hannchen ein erfrischender Wirbelwind, die den echten Roderich (Marek Wild) geradezu stürmisch eroberte. Daniela Köhler und Henry Kiichli sorgten als Tante und Onkel für dezente Komik. Die musikalische Leitung war dem Chordirektor Thomas Bönisch anvertraut, der die schmissige Musik und die heiklen Ensembleszenen bestens im Griff hatte. Der nächste „Vetter“ steht in Bremerhaven schon in den Startlöchern.

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