Oldenburg - Nach genau zehn Jahren steht erneut „Der Vetter aus Dingsda“ auf dem Spielplan des Staatstheaters. Allerdings wird er diesmal nicht im Großen, sondern ab diesem Sonnabend im Kleinen Haus gezeigt.

„Das ist der Clou“, sagt Regisseur Ralf Budde. So habe man den „Vetter aus Dingsda“ noch nicht gesehen, verspricht er. Gezeigt wird die Operette im Kleinen Haus als eine Art Kammerspiel mit neun Sängern. Das Salonorchester unter der Leitung von Thomas Bönisch besteht aus sieben Musikern und erinnere an eine Tanzkapelle aus den 1920er Jahren, vergleicht der Regisseur: „Die Hits aus der Operette klingen genauso, wie sie damals in vielen Cafés gespielt wurden.“

Der deutsche Komponist Eduard Künneke (1885-1953) hatte sein berühmtestes Werk unmittelbar nach dem ersten Weltkrieg geschrieben. Die Berliner Operette wurde 1921 am Nollendorfplatz uraufgeführt. „Ein Zeitstück“, sagt Regisseur Budde über das vielleicht erste deutsche Musical, wie die Operette auch gerne genannt wird. „Eine heile Welt konnte man sich nach Kriegsende kaum mehr vorstellen“, erläutert Budde den politischen Zeitgeist. Stücke wie „Der Vetter aus Dingsda“ sollten die Sorgen vergessen machen.

Und so haben sich in Künnekes Werk alle irgendwie lieb, auch wenn es eine Weile dauert, bis die Zuordnung stimmt. Die Hauptfigur ist Julia de Weert (Valda Wilson), die unbedingt ihren Vetter Roderich (Marek Wild) heiraten will, obwohl dieser seit sieben Jahren irgendwo in „Dingsda“ wohnt. Vetter August (Philipp Kapeller) gibt sich als Roderich aus und schon setzt sich das Liebeskaleidoskop in Bewegung, in dem auch Julias Freundin Hannchen (Laura Scherwitzl/Alexandra Scherrmann) kräftig mitmischt.

„Jede Figur repräsentiert ihre eigene Zeit“, erläutert der gebürtig aus Nordrhein-Westfalen stammende Regisseur (42), der schon an vielen Opernhäusern inszenierte und künstlerischer Leiter der Wuppertaler Nachwuchsbühne „tic“ ist. Die Figur der Julia, sagt Budde, stehe für ewige Treue, Sehnsucht und Romantik. Zu ihr gehören musikalische Zitate aus der Romantik und Walzer. Julias Onkel (Henry Kiichli) und Tante (Daniela Köhler) hingegen verkörperten das Kaiserreich, seien nur an sich selbst und üppigen Mahlzeiten interessiert. „Roderich und Hannchen repräsentieren schließlich die aktuelle Zeit der 1920er Jahre, die mit schmissigen Tanzrhythmen, Foxtrott und Swing erklingen.“