Klangrausch in der Albtraumwelt

Kultur / 19.01.2015 • 20:22 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Szene aus der Musiktheaterproduktion „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold an der Oper Graz. Foto: Kmetitsch  
Szene aus der Musiktheaterproduktion „Die tote Stadt“ von Erich Wolfgang Korngold an der Oper Graz. Foto: Kmetitsch  

Elisabeth Sobotka verabschiedet sich mit einem engagierten Programm aus Graz.

Graz. Eine gruftartige Wohnung, eine steile Treppe ins Nichts, Personen, die sich aufspalten, spiegeln, verschobene Zeitebenen – Korngolds Oper „Die tote Stadt“ wurde bei Johannes Erath zu einem endlosen, aber schlüssig inszenierten Albtraum. Zum starken Gesamteindruck bei der Premiere am Sonntag, mit der sich die neue Intendantin der Bregenzer Festspiele aus der Leitung des Opernhauses Graz verabschiedete, trug besonders Tenor Zoltan Nyari bei, der mit dem wuchtigen Orchester mithalten konnte.

Erich Wolfgang Korngolds 1920 uraufgeführtes Jugendwerk „Die tote Stadt“ erzählt vom krankhaften Festhalten eines Mannes an seiner toten Frau und an der Vergangenheit. Regisseur Johannes Erath zeigt Paul in einem trüben 50er-Jahre Ambiente mit Brigitta, seiner Haushälterin, sitzen und warten. Dabei ist sie ein Ebenbild seiner verstorbenen Frau Marie, wie auch die in die Trostlosigkeit einbrechende Marietta und einige weitere – gesichtslose – Doppelgängerinnen. So wie er in allen Frauen nur eine sieht, ist er auch gleichzeitig sein Freund Frank und verschiedene andere Männer. Am Ende sitzen Paul und Brigitta – oder Marie – immer noch gleich da wie am Anfang, es gibt aber zumindest Hoffnung auf einen Aufbruch ins Leben.

Nosferatu und Marylin

Die Treppe, die im Hintergrund der Bühne weit nach oben führt, bringt Leben in das Museum für eine Tote, in dem sich Paul befindet. Filmfiguren und Schauspieler erscheinen – Nosferatu ist genauso zu sehen wie Marilyn Monroe – und verweisen auf Korngolds spätere Tätigkeit als Filmkomponist, aber auch auf Krimis mit rätselhaften Schönheiten und unwirklichen Begebenheiten. Angedeutet wird auch die Kindheit Pauls, seine religiöse Vereinnahmung und das Aufbegehren dagegen.

Dirigent Dirk Kaftan drehte auf, und das bestens disponierte Grazer Philharmonische Orchester folgte mit viel Engagement. Die Produktion zeugt davon, dass sich auch die Oper Graz hervorragenden Werken jener Komponisten annimmt, die als Vertriebene zeitweise in Vergessenheit geraten sind.

Weitere Vorstellungen: 21., 24. Jänner, 13. Februar, 1., 5., 13. und 22. März:oper-graz.com