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Nicht nur Leipziger AllerleiVon Joachim Lange / Fotos: Oper Leipzig / Tom SchulzeDas Schlussduett auf dem Brünnhildenfelsen in Wagners Siegfried, dem vorletzten Teil der Ringtetralogie, zieht sich hin. Bei Regisseurin Rosamund Gilmore und ihrem Ausstatter Carl Friedrich Oberle ist der Felsen ein Designer-Tisch vor dekorativ zerbrochener Ruinenwand. Für Siegfried ist das Finale vokaler Hochleistungssport, hat der sich doch schon zwei Akte lang schaffen müssen. Hier ist Nothung wirklich ein ZauberschwertBeim bayreutherfahrenen Christian Franz geht die Rechnung vokal am Ende auf. Er hat auch da noch genügend Kraft, seine Trompetentöne wohldosiert mit dem imponierend kultivierten Gesang von Elisabet Strid zu mischen, die da einen von-Null-auf-Hundert-Start als Brünnhilde hinlegen muss. Mit jeder Menge "Heil Dir" - Grüßen an die Sonne, das Licht und den Tag, erwacht sie aus nach ihrem langem Schlummer. Sie braucht dann noch eine Weile, bis sie kapiert, dass ihr geheimster Wunsch (aus der vorigen Oper) aufgegangen ist, und ausgerechnet Siegfried sie gefunden hat! Der ist zwar optisch eher ein Anti-Held, hat aber seine Hochwasser-Latzhosen gegen die langen Hosen und das Hemd eingetauscht, die Wotan in seinem Koffer für ihn zurück gelassen hat. Aber auch dieser Jung-Siegfried braucht noch eine Weile, bis er kapiert, dass die Frau, die er ausgepackt und wachgeküsst hat, wohl doch nicht seine Mutter ist, sondern die vom Waldvögelein angekündigte Geliebte. Als man sich endlich zum schmetternden Orchesterfinale einig wird, springt wieder mal der Bewegungschor aus der Versenkung und gibt seine letzte überflüssig illustrierende, motorische Ballett-Einlage. Fafner sitzt und besitzt Womit noch einmal Licht und Schatten dieser fünf Stunden auf den Punkt gebracht sind. Das Licht kommt vor allem von unten aus dem Graben. Intendant Ulf Schirmer lässt sich zwar Zeit, aber verdehnt nichts. Er findet mit dem Gewandhausorchester eine imponierende Balance zwischen Transparenz und großer Pranke. Meistens auch in einer Dosierung, die den Sängern genügend Luft lässt, sich zu entfalten. Ob nun Dan Karlström als ungewöhnlich leichter Mime, Jürgen Linn als finster eloquenter Alberich oder die wunderbar orgelnde Nicole Piccolomini als Erda bis hin zum Wotan (mit Schiebermütze, Speer und Koffer auf Wanderschaft) vom markig jungendlichen John Lundgren. Das Ensemble hat Niveau und das Gewandhausorchester ist diesmal in Topform. Siegfried findet Brünnhilde und stauntSzenisch ist dieser Siegfried eine Enttäuschung. Da muss man gar nicht den Leipziger Vorgänger von Joachim Herz als Vergleich bemühen. Da reicht es in die Nachbarschaft nach Halle oder vor allem nach Dessau zu schauen. Schon bei diesem Verglich sieht dieses neue Leipziger Allerlei aus magerer Personenregie und Illustration mit gefälligen Bildern und willkürlichem Ballett ziemlich alt aus. Hinfahren lohnt dennoch. Nicht nur, weil die Kontroverse gerade bei Wagner dazu gehört, sondern vor allem, weil der Ring immer auch ein spannendes Hörstück ist. Und da hat Leipzig einiges zu bieten. Wenn man will, könnte man ja das Rumgehopse zum Finale wenigsten zu einer Reminiszenz an die getanzte Waberlohe uminterpretieren, die Joachim Herz einst in seine legendäre Deutung wirklich integrierte. Aber warum sollte man.
Szenisch eher lau. Mit überzeugenden Sängerleistungen können vor allem Ulf Schirmer und das Gewandhausorchester beeindrucken. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Choreographie
Video
Licht
Dramaturgie
Gewandhausorchester Leipzig
Siegfried
Mime
Der Wanderer
Alberich
Fafner
Erda
Brünnhilde
Stimme des Waldvogels
Tänzerinnen und Tänzer
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