Erlösung im zweiten Akt

Heinz Sichrovsky über Mozarts „Così fan tutte" in deutscher Fassung

von Cosi fan tutte in der Volksoper © Bild: Barbara pálffy/Volksoper

Zum Glück wird der Zug durch das Ende des ersten Aktes angehalten, und so kann man in der Volksoper zumindest nach der Pause eine gediegene, mehr als akzeptable Aufführung sehen. Davor aber rangiert der Abend an der Katastrophengrenze, und zwar wesentlich im Gefolge eines Missverständnisses, dem der deutsche Regisseur Bruno Klimek erliegt: Im ersten Akt herrsche bloß Verstellung und Gaukelspiel. Tatsächlich treiben ja die beiden Liebhaber, angestiftet durch den Zyniker Don Alfonso und ihre eigene Selbstüberschätzung, mit ihren Verlobten eine üble Komödie: Sie täuschen vor, in den Krieg ziehen zu müssen, und kehren verkleidet wieder, um die jeweils andere zu verführen und so ihre Treue zu erproben. Mit realistischen Mitteln lässt sich das nicht glaubhaft machen.

Cosi fan tutte in der Volksoper
© Barbara Pálffy/Volksoper

Also tut er, was einem einfällt, wenn man die Gesetze der Bühnenlogik außer Kraft setzen muss: Er lässt die Mitwirkenden „Così fan tutte" proben, und zwar in einer offenbar zweifelhaften Produktion, weil der Regisseur zugleich den Don Alfonso singt und die Zofe Despina auch Regieassistentin und Requisiteurin ist (Bühne: Hermann Feuchter).

Cosi fan tutte in der Volksoper
© Barbara Pálffy/Volksoper

Man outriert wie die Truppe des Schmierendirektors Striese, wo überdies die voluminöse Prinzipalsgattin das jugendliche Fach behauptet. Diese Sicht aber ist ein dem männlichen Blick geschuldeter Irrtum, denn auch im ersten Akt werden tiefe Gefühle artikuliert: die Angst zweier Frauen immerhin, deren Männer in den Krieg ziehen. In der Volksoper aber werden Fiordiligis erste Arie, das herrliche Quintett und das Terzett „Soave sia il vento" beschämend niedergetölpelt und -gepöbelt.

Cosi fan tutte in der Volksoper
© Barbara Pálffy/Volksoper

Die Dirigentin Julia Jones und das grobe Orchester halten mit. Dazu kommt die zunächst unzulängliche Besetzung: Dshamilja Kaisers brüllende Dorabella, Caroline Wenborns tremolierende und distonierende Fiordiligi, Rebecca Nelsons leidlich singende, aber die Penetranzbombe gebende Despina und der sonst schätzenswerte Tenor Jörg Schneider, der sich während der ersten Arie in eine mittlere stilistische Katastrophe knödelt. Am besten gefallen die beiden Baritone, Josef Wagners Guglielmo stimmschöner, ausdrucksstarker und stilsicherer Guglielmo noch besser als Mathias Hausmanns Alfonso.

Cosi fan tutte in der Volksoper
© Barbara Pálffy/Volksoper

Im zweiten Akt entwickeln dann, auch für Regisseur Klimek erkenntlich, beide Paare Gefühle. Dankenswerterweise lässt er Mozart dann soweit in Ruhe, und die Aufführung entwickelt sich in fast jeder Hinsicht zum Besseren (nur Schneider ist in der falschen Partie). Die plötzlich einschießende Zärtlichkeit der beiden für einander hat mit einem Mal etwas rührend Wahrhaftiges, alle gewinnen an Sicherheit und Statur, das Orchester steigert sich. Überdies bekommt die deutsche Sprache (gesungen wird die bewährte Fassung von Kurt Honolka) dem Unternehmen gut: Tatsächlich offenbaren sich nicht nur dem ungeübten Publikum Nuancen, deren Erkundung lohnt.

Kommentare

Sängerinnen und Sängern gegenüber leistet! Ich selbst überlege mir, ganz als Privatmensch, der nichts mit der Produktion zu tun hat, medien- sowie zivilrechtlich gegen ihn vorzugehen!

Abgesehen von der eigentlich schon unerträglichen Arroganz eines Sichrovsky, Unerlöstheit atmet aus jeder Pore seines vekniffenen Körpers, haben Sie seine schmalen Lippen, seine Frisur, seine ganze Erscheinung auf den online-Fotos, die allgemein anzuschauen sind, gesehen?, ERFÜLLT ES FAST SCHON DEN TATBESTAND der Beleidigung sowie Rufschädigung, was er sich hier renommierten (Fortsetzung folgt)

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