SN.AT / Kultur / Kunst

Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden

Einfachste Mittel machen oft beste Wirkung. Trotzdem hatte die Festspiel-Oper "Dido and Aeneas" ein Problem.

Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden
Festspiele: Liebestod im Feuerschein vor den Felsarkaden

Was waren das doch für Maßstäbe, die Anfang der 1990er-Jahre Schauspieldirektor Peter Stein mit den Römerdramen Shakespeares in der Felsenreitschule gesetzt hat! Heute hängen dort Galgen herum, und wenn die "Dreigroschenoper" gespielt wird, wird jede Menge szenisches Klumpert hin- und herbewegt.

Wie schön, dass für eine einzige Aufführung - warum diese "Einmaligkeit"? - von Henry Purcells kurzer Oper "Dido and Aeneas" nur vier verschieden große Steine auf weiter Fläche lagen und am Ende, bei Didos Tod, vier Feuerschalen magisches Licht auf die Arkaden warfen. Was waren das doch für Effekte, als Peter Stein die Nachtszenen des "Julius Caesar" ebenso erleuchtete! Die szenische Fantasie des Dirigenten Thomas Hengelbrock ist nicht annähernd so gewaltig, aber die Bilder von einst kamen doch wieder ins Gedächtnis, als die "halbszenische" Aufführung dieses magischen Werks des "Orpheus Britannicus" (von dem das London der Peachums und des Mackie Messer Lichtjahre entfernt ist) ihre eigenartige Wirkung entfaltete.

Dabei war die musikalische Ausführung von "Dido and Aeneas" nicht wirklich auf höchster Festspielebene. Nur der wunderbar lyrische, empfindsame, mit feiner Linie quasi instrumental geführte Sopran von Kate Lindsey als Dido entsprach den Anforderungen, fokussierte die Aufmerksamkeit auf sich. Angenehm mit einem etwas keuschen Timbre: Katja Stuber als Didos Vertraute Belinda. Der etwas grobe Tenor von Benedict Nelson als Aeneas blieb hingegen kaum in Erinnerung, was auch an der Rolle liegt. Aeneas kommt, um (sich) zu (ver)lieben, wird aber durch die List einer Zauberin und ihrer Hexen vom Bett gleich wieder in die Schlacht geführt. Dido muss sich todesschmerzerfüllt in einem ergreifenden Gesang verabschieden.

Kleineren Rollen auffällig besetztDie kleineren Rollen waren mit Solisten aus Hengelbrocks Balthasar-Neumann-Chor sauber, aber wenig auffällig besetzt, das Balthasar-Neumann-Ensemble spielte mit lebendigem Ausdruck und wissender Phrasierung sogar im Stockdunklen, zu dem das Licht in Didos Schlussszene heruntergedimmt war. Nur die Feuerschalen spendeten ihren Schein.

Zum Problem der Aufführung wurde, was Thomas Hengelbrock dazuerfunden hat, um für die Schauspielerin Johanna Wokalek eine aufgewertete Rolle zu erhalten. Sie wird zur Spiegelfigur Didos und hat einen Monologtext nach Motiven aus Busenellos Libretto zu "Didone", Vergils "Aeneis" und Nietzsches Gedicht "Die Bösen liebend" über Schmerz, Verrat, Gewalt, Krieg, Liebe und Tod kompiliert. Sie trägt ihn in einem schwarzen Kleid von Florence von Gerkan mit dem Können einer Burgschauspielerin vor, schreitet dazu barfuß grazil und würdevoll einher. Wie schön, wenn eine solche Schauspielerin mit ihrer Stimme einen solchen Raum erfüllt.

Im Vorjahr war Wokalek die Spiegelfigur für Charlotte Salomon in der Oper von Marc-André Dalbavie. Jetzt aber wird sie sogar zur Sängerin. Thomas Hengelbrock erlaubte ihr, die Rolle der Sorceress, der spielentscheidenden Zauberin, zu übernehmen - und das war fatalerweise nur eine (Bar-)Fußnote der Gesangskunst, statt eines dramatischen Mezzo vernahm man Diseusen-Näherungswerte zu den Noten. Das war nicht nur ein Stilbruch. Da war dann auf einmal zu viel Dreigroschenoper im fragilen barocken Kunstwerk des "Orpheus Britannicus" Henry Purcell. Schade.

KULTUR-NEWSLETTER

Jetzt anmelden und wöchentlich die wichtigsten Kulturmeldungen kompakt per E-Mail erhalten.

*) Eine Abbestellung ist jederzeit möglich, weitere Informationen dazu finden Sie hier.

KOMMENTARE (0)