Josef E. Köpplinger, der niederösterreichische Intendant des Münchner Gärtnerplatz-Theaters, hat seine 2012 gezeigte Inszenierung des Operettenklassikers nach Wien gebracht - und mit Sigrid Hauser als giftig-resche Rössl-Wirtin und Daniel Prohaska als charmant-resoluter Zahlkellner Leopold auch gleich zwei zentrale Sänger der Originalbesetzung im Gepäck. Auch Dirigent Michael Brandstätter hat bereits Münchner Erfahrung vorzuweisen, wobei ihm ein vielstimmiges Ensemble zur Verfügung steht. So gesellen sich in der rekonstruierten Originalfassung der Berliner Uraufführung von 1930 zum Volksopernorchester auch eine das Süßliche etwas abfedernde Jazzband und ein Zithertrio.

Doch nicht nur im Graben ging die Post ab, inszeniert Köpplinger die musikalische Sommerfrische doch als bunte Revue. Meist wurlt es auf und neben der Bühne, zumal der Zuschauerraum für zahlreiche Auftritte mitbespielt wird. Rechtsanwalt Dr. Siedler kommt mit einem Flugzeug, das zunächst funkensprühend über die Bühne fliegt, beim einsetzenden Schnürlregen hängen Gießkannen mit Schnüren von der Decke und für "Eine Kuh so wie Du" tanzen zwei Rindviecher Pas de deux. Es schuhplattelt allerorten, während ein akkordeonspielender Knirps als Zwischeneinlage fungiert und ein rot-weiß-rotes Herz auf dem Bühnenvorhang Heimatgefühle evoziert.

Das wie eine Mischung aus Laubsägearbeiten und kitschiger Postkarte angelegte Bühnenbild bietet dazu den passenden Rahmen samt vielerlei Spielflächen. Köpplinger verzichtet dabei nicht auf kleine Bösartigkeiten, wenn die irischen Urlauber vom Blitz getroffen werden oder eine steirische Maid vom schasaugerten Förster - bevor ihre Leiche samt Österreichfahne über die Fluten des Wolfgangsees gleitet.

Neben der dominanten Paarung Hauser/Prohaska darf Volksopernliebling Helga Papouchek Paraderollen als resolute Jungfernaktivistin, lüsterne Flitterwöchlerin oder Reiseleiterin spielen. Carsten Süss kam trotz tadellosen Tenors aufgrund eines S-Fehlers eher ungelegen, dass er als Dr. Siedler ausgerechnet die S-lastige "Weiße Rössl"-Arie singen musste. Und in der Funktion der amüsanten Sidekicks Lois und Hias können Oliver Liebl und Stefan Bischoff als tumbe Landbewohner brillieren.

Das Publikum geht mit und gestaltet auch das Ende des Abends im Konfettiregen dank Mitklatschens zünftig. Und der begeisterte Applaus hielt auch bei den Verbeugungen der Künstler an. Wer also zum Herbstbeginn auf musikalische Sommerfrische gehen möchte, für den liegt der Wolfgangsee derzeit am Wiener Gürtel.