Später Sonnenaufgang für “Fidelio” an der Nordkette

Kultur / 27.09.2015 • 20:10 Uhr / 3 Minuten Lesezeit
Susanna von der Burg (Fidelio), Scott Mac Allister (Florestan) und Daniel Raschinsky (Minister). Foto: LT/Larl
Susanna von der Burg (Fidelio), Scott Mac Allister (Florestan) und Daniel Raschinsky (Minister). Foto: LT/Larl

Vor allem aus der Perspektive des Chores hört sich die Saisonauftaktpremiere in Tirol gut an.

Innsbruck. Beethovens einzige, in mehreren Fassungen zu Beginn des 19. Jahrhunderts uraufgeführte Oper „Fidelio“ hat schwer zu vereinende Farben. Die Szenerie ist düster, die grausame Handlung erfährt erst zum Schluss eine positive Wendung, und die Musik umfasst nicht nur ein Gefühlsspektrum, das gar nicht ins Bild von Gefängnisfolter passt, sondern enthält auch Euphorisches, dem schwer zu folgen ist. Nichtsdestotrotz stehen Beethovens Klangbilder über allem und Regisseure mögen sich der Herausforderung stellen.

Marginale Eingriffe

In der häufig abgelehnten Inszenierung bei den diesjährigen Salzburger Festspielen ließ Claus Guth nicht nur tief in das Seelenleben der Protagonisten blicken, der aus dem Gefängnis gestiegene Florestan erkennt die Retterin – seine Ehefrau Leonore – nicht mehr und stirbt. Das Bild des Toten wollte gar nicht zu den finalen Jubelchören passen. Abgesehen davon, dass die neue Produktion am Tiroler Landestheater in Innsbruck (auch im Hinblick der Behandlung der Ouvertüren) verständlicherweise ein weit kleineres Format aufweist, begnügt sich auch Ansgar Haag, zurzeit Intendant in Meiningen, nicht nur mit dem Nacherzählen. Seine Eingriffe sind aber marginal. Don Pizarro, ein Sinnbild politischer Willkür, wird am Ende konkret abgeführt und die unglücklich in Fidelio verliebte Marzelline braucht nicht zu Jaquino zurückzukehren, ihr macht der Minister schöne Augen, während die Entlassenen ihren wartenden Frauen in die Arme laufen. Das Eheglück von Fidelio/Leonore und Florestan vervielfältigt sich und der graue Himmel über den eisigen Gipfeln irgendwo im Ostblock, neben denen sich das Gefängnis befindet, wird in Sonnenlicht getaucht. Vor allem das Orchester unter Francesco Angelico und ein in allen Abstufungen kompakter Chor machen diesen „Operettenschluss“ an der Nordkette erlebnisreich.

Die Basis des Ensembles ist es also, die dem Tiroler Landestheater eine Qualität liefert, die für diese Programm­entscheidung nötig ist. Bei der Solisten-Besetzung ist man Kompromisse eingegangen. Scott MacAllister gibt den Florestan routiniert, Susanne von der Burg meistert die Partie der Leonore durchwegs souverän, in der Höhe macht sich allerdings Schärfe bemerkbar, Michael Hauenstein (Rocco) sticht mit schönem Volumen aus der weiteren, einigermaßen passablen Runde.

Szene aus „Der ferne Klang“.
               Foto: Oper/Kmetitsch

Nächster „Fidelio“in Innsbruck am 2. Oktober: www.landestheater.at  „Der ferne Klang“ in Graz ab 30. September: www.oper-graz.at