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Liebe und Intrigen nach NotenVon Roberto Becker / Fotos: Oper Leipzig / Kirsten NijhofSo richtig falsch machen kann man bei Mozarts und da Pontes Le nozze di Figaro eigentlich nichts. Es genügt schon, auf die Komödie zu vertrauen. Hier hat jeder seine Chance, sich in Szene zu setzen. Ganz gleich, ob der Graf Almaviva oder seine Gräfin, ob der Friseur oder seine Braut Susanna, ob der Anwalt des Grafen oder sein Gärtner Antonio. Und natürlich jener junge Bursche, der schon mit seinem Namen Cherubino für die Liebe steht, und so gut wie jeder Frau nachstellt. Hinzu kommt, dass man sich in Mozarts Musik fallen lassen kann. Dafür sorgen in Leipzig der häufig im Graben der Oper stehende Matthias Foremny und das bestens aufgelegten Gewandhausorchester. Mozart ist ihre Sache, sie sind mehr als nur Begleitung, sondern leisten ihren Beitrag zu den dramatischen Turbulenzen. Figaro und seine SusannaNach Jürgen Flimms Berliner Wohlfühlvariante dieses Schmuckstück eines jeden Spielplans, haben nicht nur Hamburg, sondern jetzt auch also Leipzig nachgezogen. Dabei kommt die Inszenierung in Leipzig dem Berliner Ausflug in die komödiantische Sommerfrische szenisch am nächsten. Auch dort setzt der im Musical heimische Regisseur Gil Mehmert auf die Komödie. Auch hier reist die Gesellschaft um den Grafen zu Beginn von irgendwoher an. Aber im Unterschied zu Berlin reisen nicht wieder ab. Sie bleiben am Ende da. Was auch heißt, dass sie mehr oder weniger im Status quo ihrer jeweiligen Beziehungen verharren. Eine Trennung kommt bei den Almavivas nicht in Frage. Marcellina (rechts) präsentiert ein altes Versprechen, der Graf (Mitte) soll es richten Aber nach den aufgeflogenen Eskapaden des Grafen gibt's schon ziemlich wütende Blicke der Gräfin hinüber zu ihrem Gatten. Aber dabei bleibt es dann auch. Man belässt es bei wütenden Blicken und dem gewahrten Schein. Gräfin Rosina weiß schon lange, auf was sie sich eingelassen hat. Sie hätte inzwischen einigen Grund, auf die Barrikaden zu gehen, denn ihr smarter Almaviva versucht mit aller Energie, seinen Ruf als Aufreißer zu bedienen und zugleich die Fassade der Ehrbarkeit und Treue (vor allem seiner Ehefrau) zu wahren. Mozart kannte halt die Frauen. Und die Männer. Wie bei da Ponte und Mozart (bzw. Beaumarchais, dem Lieferanten der Vorlage) liegt die Revolution noch in der Ferne, aber in der Luft. Und zwar die große Revolution der Franzosen, bei der die Beziehung zwischen Herr und Diener neu geordnet werden sollten. Hier gehts rund beim BettenbauIn Leipzig wirft eher die 68er-Revolte, inklusive ihrer sexuellen Neuordnung der Verhältnisse zwischen den Geschlechtern, ihre Schatten voraus. Da wissen wir im Saal mehr als das Personal auf der Bühne. Die kommen, von woher auch immer, in ihr nobles Rokokoschloss mit dem Komfort der 1960er. So jedenfalls die Fassade auf dem Gazevorhang und die üppigen drei Etagen, die Jens Kilian dahinter gebaut hat. Oben die Schlafzimmer der Herrschaften, die Unterkünfte fürs Personal in Reichweite, in der Mitte eine ganze Galerie von Wandschränken, unten ein Foyer zwischen den Freitreppen, in dem sich gut feiern und intrigieren lässt. Und das genügend Platz bietet für das große Hochzeitsbett und später für ein paar Hecken für das Verwirrspiel im nächtlichen Garten. Das funktioniert präzise entlang der Geschichte. Ende gut, alles gut? Das Ensemble hat mit dem beweglich spielenden und kraftvoll singenden Figaro Sejong Chang und dem mit einer gewissen Verführereleganz aufwartenden Mathias Hausmann als Almaviva bei diesen beiden Herren gute vokalen Karten für das berühmte Tänzchen zwischen Figaro und seinem Grafen. Bei den Damen überzeugt die spielfreudige Olena Tokar als Susanna nach kurzer Anlaufzeit mit ihrer bodenständig herzerfrischenden Art. Nicht ganz so überzeugend ist die Gräfin von Marika Schönberg. Wallis Giuntas Cherubino bleibt im Gedächtnis.
Leipzigs neuer Figaro setzt szenisch gekonnt auf die Komödie und kommt dank der vokalen Qualitäten der Protagonisten und der Verve des Orchesters sicher durchs Ziel. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Co-Bühnenbild
Licht
Chor
Chor der Oper Leipzig
Gräfin Almaviva
Susanna
Cherubino
Marcellina
Barbarina
Erstes Mädchen
Zweites Mädchen
Graf Almaviva
Figaro
Don Bartolo
Basilio
Don Curzio
Antonio
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