„Rinaldo“ in der Oper Dortmund :
Es klingt nach Sprengstoff und Kalaschnikow

Von Josef Oehrlein
Lesezeit: 4 Min.
Fliegende Haarpracht: In der Dortmunder Inszenierung kommt nur noch ein Countertenor zum Einsatz. Die restlichen Frauenrollen werden mit Sängerinnen besetzt.
Ungewollt topaktuell: Händels Kreuzfahrer-Oper „Rinaldo“ lässt Christen und Muslime aufeinander losgehen. In Dortmund inszeniert Jens-Daniel Herzog das Stück bereits zum zweiten Mal.

Der unselige Konflikt zwischen Christentum und Islam spielte für Georg Friedrich Händel so gut wie keine Rolle, als er 1710, im Alter von fünfundzwanzig Jahren, mit der Kreuzritter-Oper „Rinaldo“ sein erstes Werk für ein Londoner Theater komponierte. Er brauchte ganz einfach handfeste Figuren, mit denen er deftigen Bühnenzauber entfalten konnte, um als Neuling das Publikum an der Themse zu beeindrucken. Das passende Personal ließ er sich von dem Librettisten Giacomo Rossi nach einer Idee des Impresarios Aaron Hill aus dem Kreuzritterepos „Das befreite Jerusalem“ von Torquato Tasso zusammenstellen, aus Ariosts „Orlando furioso“ sowie der Legende um die Zauberin Armida. Die Kreuzfahrerei war mithin reiner Vorwand, um mit der Klangmagie, die dem in Italien geschulten Händel schon in jungen Jahren zu Gebote stand, die Charaktere der Gestalten, ihr Seelenleben auszuleuchten.

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