Allein der Titel, welche Verheißung! Stilles Meer, wer dächte da nicht gleich an Ibsens Frau vom Meer oder an Hemingway natürlich, an Mendelssohns Meeresstille und glückliche Fahrt, an so gut wie alle Opern von Benjamin Britten? Wogengleich schwappen die Assoziationen über einen hinweg, Worte, Bilder, Klänge, und erreichen sogar die Redaktion der Tagesthemen, die am vergangenen Samstag einen Vorbericht über Toshio Hosokawas neue Oper brachten. Man stelle sich vor: zeitgenössisches Musiktheater, eine Uraufführung, von der niemand weiß, wie sie klingt, das Ganze nicht etwa an der glamourösen New Yorker Met oder in Wien, sondern im protestantischen Hamburg, sperriges, sprödes, kopfiges Zeug womöglich – und das zur zweitbesten Nachrichtensendezeit auf dem Kulturplatz im Ersten?