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Der Südpol - unendliche Weiten…..
Von Joachim Lange /
Fotos von
Wilfried Hösl
Ganz gleich wie man die jüngste Opernnovität namens South Pole des tschechischen Komponisten Miroslav Srnka beurteilen mag, die Art, wie Nikolaus Bachler ihr an der Bayerischen Staatsoper in München zu Bühnenehren verholfen hat, ist beispielhaft. Nicht als verschämtes Feigenblatt, um Insider und das Feuilleton mit einem Beispiel des immer wieder angemahnten, aber dann nicht wirklich geliebten Neuen zufrieden zu stellen, sondern als Haupt- und Staatskation. Mit dem besten, was sein Haus aufzubieten hat: Vom exzellenten Münchner Opernorchester in Grabenf üllender Kopfstärke und Klangkraft und seinem GMD Krill Petrenko am Pult, der sich der Partitur mit der ihm eigenen Präzision und Emphase annimmt. Über den längst allseits gefeierten Senior der deutschen Regieaufregergilde Hans Neuenfels, der sich mit seinem Team als stilsicherer szenischer Expeditionsleiter erweist. Bis hin zu den beiden Weltstars Thomas Hampson und Rolando Villazon als Protagonisten dieses Bariton- versus Tenor- Männerwettkampfes, zu dem die Geschichte von der Eroberung des Südpols durch Roald Amundsen und Robert Falcon Scott aus dem Jahre 1911 einhundertfünf Jahre später auf der Münchner Opernbühne auch geworden ist.
Scott (Villazon) und Amundsen (Hampson): Getrennt marschieren gemeinsam frieren
Dem 1975 in Prag geborenen Komponisten ist hier jedenfalls eine Ehre zuteilgeworden, als wäre er der leibhaftige Nachfahre von Dvorak oder Janacek. Freilich mit der universellen Musiksprache einer gängigen, nachspielbaren Moderne, die gar nicht versucht, in esoterisch verschlossenen Neuland vorzustoßen. Gleichwohl bemüht ist, gewisse Randbereiche der Geräuscherzeugung in den Orchesterklang einzuschmirgeln. Die Libretto-Sprache des Australiers Tom Holloway ist vermarktungsfreundliches Englisch, in der deutschen Übertitelung durchaus mit einem gewissen Hang zur Männerzote und ohne allzu übertriebenen poetischen Ehrgeiz. Die Briten kommen zu spät - die norwegische Flagge weht schon Beim Komponieren dürfte Srnka die Luxusbedingungen der Uraufführung mitgedacht haben. Er versteht sich auf das große Orchester, bewältigt die selbstgestellte Aufgabe einer Doppeloper. Zwei Handlungsstränge laufen so parallel, wie die norwegische und die britische Expedition 1911 mit Roland Amundsen und Robert Falcon Scott an der Spitze tatsächlich auf den Südpol zugesteuert sind. Mit Konditionsvorteilen bei den baritonal gut aufgerüsteten Norwegern. Einem Thomas Hampson in Topform stehen dabei Tim Kuypers (als Hjalmar Johansen), John Carpenter (als Oscar Wisting), Christian Rieger (als Helmer Hanssen) und Sean Michael Plumb (als Olav Bjaaland) zur Seite. Die Norweger töten ihre Hunde, die Pferde bei den Briten sind schon tot So wie die Komposition mit der synchron zelebrierten Symmetrie spielt und ihnen eine Mannschaft aus Tenören gegenüber stellt, ist auch die gleißend schneeweiße und Eiseskälte evozierende Bühne geteilt. Rechts der durchweg hochsouveräne Thomas Hampson als Amundsen mit seinen Leuten und Hunden. Links die Mannschaft von Scott mit ihren Ponys und einem Motorschlitten. Dass Rolando Villazon dabei auch diesmal an die Grenzen seiner Möglichkeiten geht, macht sein tödliches Scheitern auf dem Rückweg authentisch. Sein "Verliererteam" wird von Dean Power (als Lawrence Oates), Kevin Conners (als Edward "Uncle Bill" Wilson), Matthew Grills (als Edgar Evans) und Joshua Owen Mills (als Henry "Birdie" Bowers) gebildet. Dabei stehen die Team-Mitglieder auf beiden Seiten naturgemäß etwas im Schatten ihrer Anführer. Briten und Norweger - sie begegnen sich nur auf der Bühne Hans Neuenfels' Melange aus Stilisierung innere Kämpfe und realistischen Versatzstücken im weißen Bühnenkasten von Katrin Connan ist der szenische Verstärker für die von Kirill Pertrenko mit großer Geste und souveräner Übersicht im Graben erzeugten weitflächigen Klangkälte, die fasziniert, immer mal aufbricht und Angst macht. Die beiden Männer wärmt allenfalls der imaginierte Kontakt mit ihren daheim gebliebenen Frauen, die Tara Erraught in Schwarz und Mojka Erdmann in Weiß als vokalen Ausgleich ( auch hier auf Symmetrie bedacht) beifügen. Für die Protagonisten hat dieser Südpol einiges zu bieten. Lässt man sich auf diese Expedition in die Schnee- und Eiswüste ein, kann man sich in einem optisch und klanglich herunter gekühlten Gesamtkunstwerk aber auch an einigen berührenden Elementen aufwärmen. Und man erfährt einiges über den menschlichen Preis, den so männlicher Forscher- und Erobererehrgeiz allemal hat. Das Münchener Premierenpublikum machte die Reise im Ganzen begeistert mit. FAZITDie Bayerische Staatsoper in München zelebriert die Eroberung des Südpols mit der Oper South Pole von Miroslav Srnka mit einer Starbesetzung auf allen Positionen. Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Licht
Konzeptionelle Mitarbeit
Dramaturgie
Solisten
Robert Falcon Scott
Kathleen Scott
Lawrence Oates
Edward "Uncle Bill" Wilson
Edgar Evans
Henry "Birdie" Bowers
Roald Amundsen
Landlady
Hjalmar Johansen
Oscar Wisting
Helmer Hanssen
Olav Bjaaland
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