Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum



South Pole

Eine Doppeloper in zwei Teilen
Libretto von Tom Holloway
Musik von Miroslav Srnka


In englischer Sprache mit deutschen Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 30' (eine Pause)

Uraufführung am 31. Januar 2016 an der Bayerischen Staatsoper München




Bayerische Staatsoper München
(Homepage)

Der Südpol - unendliche Weiten…..

Von Joachim Lange / Fotos von Wilfried Hösl

Ganz gleich wie man die jüngste Opernnovität namens South Pole des tschechischen Komponisten Miroslav Srnka beurteilen mag, die Art, wie Nikolaus Bachler ihr an der Bayerischen Staatsoper in München zu Bühnenehren verholfen hat, ist beispielhaft. Nicht als verschämtes Feigenblatt, um Insider und das Feuilleton mit einem Beispiel des immer wieder angemahnten, aber dann nicht wirklich geliebten Neuen zufrieden zu stellen, sondern als Haupt- und Staatskation. Mit dem besten, was sein Haus aufzubieten hat: Vom exzellenten Münchner Opernorchester in Grabenf üllender Kopfstärke und Klangkraft und seinem GMD Krill Petrenko am Pult, der sich der Partitur mit der ihm eigenen Präzision und Emphase annimmt. Über den längst allseits gefeierten Senior der deutschen Regieaufregergilde Hans Neuenfels, der sich mit seinem Team als stilsicherer szenischer Expeditionsleiter erweist. Bis hin zu den beiden Weltstars Thomas Hampson und Rolando Villazon als Protagonisten dieses Bariton- versus Tenor- Männerwettkampfes, zu dem die Geschichte von der Eroberung des Südpols durch Roald Amundsen und Robert Falcon Scott aus dem Jahre 1911 einhundertfünf Jahre später auf der Münchner Opernbühne auch geworden ist.

Vergrößerung in neuem Fenster

Scott (Villazon) und Amundsen (Hampson): Getrennt marschieren gemeinsam frieren

Dem 1975 in Prag geborenen Komponisten ist hier jedenfalls eine Ehre zuteilgeworden, als wäre er der leibhaftige Nachfahre von Dvorak oder Janacek. Freilich mit der universellen Musiksprache einer gängigen, nachspielbaren Moderne, die gar nicht versucht, in esoterisch verschlossenen Neuland vorzustoßen. Gleichwohl bemüht ist, gewisse Randbereiche der Geräuscherzeugung in den Orchesterklang einzuschmirgeln. Die Libretto-Sprache des Australiers Tom Holloway ist vermarktungsfreundliches Englisch, in der deutschen Übertitelung durchaus mit einem gewissen Hang zur Männerzote und ohne allzu übertriebenen poetischen Ehrgeiz.

Foto

Die Briten kommen zu spät - die norwegische Flagge weht schon

Beim Komponieren dürfte Srnka die Luxusbedingungen der Uraufführung mitgedacht haben. Er versteht sich auf das große Orchester, bewältigt die selbstgestellte Aufgabe einer Doppeloper. Zwei Handlungsstränge laufen so parallel, wie die norwegische und die britische Expedition 1911 mit Roland Amundsen und Robert Falcon Scott an der Spitze tatsächlich auf den Südpol zugesteuert sind. Mit Konditionsvorteilen bei den baritonal gut aufgerüsteten Norwegern. Einem Thomas Hampson in Topform stehen dabei Tim Kuypers (als Hjalmar Johansen), John Carpenter (als Oscar Wisting), Christian Rieger (als Helmer Hanssen) und Sean Michael Plumb (als Olav Bjaaland) zur Seite.

Vergrößerung in neuem Fenster

Die Norweger töten ihre Hunde, die Pferde bei den Briten sind schon tot

So wie die Komposition mit der synchron zelebrierten Symmetrie spielt und ihnen eine Mannschaft aus Tenören gegenüber stellt, ist auch die gleißend schneeweiße und Eiseskälte evozierende Bühne geteilt. Rechts der durchweg hochsouveräne Thomas Hampson als Amundsen mit seinen Leuten und Hunden. Links die Mannschaft von Scott mit ihren Ponys und einem Motorschlitten. Dass Rolando Villazon dabei auch diesmal an die Grenzen seiner Möglichkeiten geht, macht sein tödliches Scheitern auf dem Rückweg authentisch. Sein "Verliererteam" wird von Dean Power (als Lawrence Oates), Kevin Conners (als Edward "Uncle Bill" Wilson), Matthew Grills (als Edgar Evans) und Joshua Owen Mills (als Henry "Birdie" Bowers) gebildet. Dabei stehen die Team-Mitglieder auf beiden Seiten naturgemäß etwas im Schatten ihrer Anführer.

Foto

Briten und Norweger - sie begegnen sich nur auf der Bühne

Hans Neuenfels' Melange aus Stilisierung innere Kämpfe und realistischen Versatzstücken im weißen Bühnenkasten von Katrin Connan ist der szenische Verstärker für die von Kirill Pertrenko mit großer Geste und souveräner Übersicht im Graben erzeugten weitflächigen Klangkälte, die fasziniert, immer mal aufbricht und Angst macht. Die beiden Männer wärmt allenfalls der imaginierte Kontakt mit ihren daheim gebliebenen Frauen, die Tara Erraught in Schwarz und Mojka Erdmann in Weiß als vokalen Ausgleich ( auch hier auf Symmetrie bedacht) beifügen. Für die Protagonisten hat dieser Südpol einiges zu bieten. Lässt man sich auf diese Expedition in die Schnee- und Eiswüste ein, kann man sich in einem optisch und klanglich herunter gekühlten Gesamtkunstwerk aber auch an einigen berührenden Elementen aufwärmen. Und man erfährt einiges über den menschlichen Preis, den so männlicher Forscher- und Erobererehrgeiz allemal hat. Das Münchener Premierenpublikum machte die Reise im Ganzen begeistert mit.

FAZIT

Die Bayerische Staatsoper in München zelebriert die Eroberung des Südpols mit der Oper South Pole von Miroslav Srnka mit einer Starbesetzung auf allen Positionen.


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Kirill Petrenko

Inszenierung
Hans Neuenfels

Bühne
Katrin Connan
Hans Neuenfels

Kostüme
Andrea Schmidt-Futterer

Licht
Stefan Bolliger

Konzeptionelle Mitarbeit
Henry Arnold

Dramaturgie
Malte Krasting



Bayerisches Staatsorchester


Solisten

Robert Falcon Scott
Rolando Villazón

Kathleen Scott
Tara Erraught

Lawrence Oates
Dean Power

Edward "Uncle Bill" Wilson
Kevin Conners

Edgar Evans
Matthew Grills

Henry "Birdie" Bowers
Joshua Owen Mills

Roald Amundsen
Thomas Hampson

Landlady
Mojca Erdmann

Hjalmar Johansen
Tim Kuypers

Oscar Wisting
John Carpenter

Helmer Hanssen
Christian Rieger

Olav Bjaaland
Sean Michael Plumb


Weitere
Informationen

erhalten Sie unter

 
Bayerische Staatsoper München
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2016 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -