Mark Omvlee (als Jack) und Florian Plock (als Ennis).


Foto: Landestheater Salzburg

Salzburg – Intendanten geben Werke in Auftrag. Und dies tat auch Gerard Mortier gerne, der in Salzburg eine produktiv-kontroverse Phase der Festspielgeschichte prägte. Im Falle der Oper Brokeback Mountain muss das Verhältnis zwischen Auftraggeber und Werk jedoch als eine Art seelenverwandte gemeinsame Reise beschrieben werden. Nach Salzburg landete Mortier ja in Paris (als Opernchef) und ging später fast an die New York City Opera, um den Job dann doch nicht anzutreten.

Die Oper aber war längst bei US-Komponist Charles Wuorinen in Auftrag gegeben, und Mortier nahm die Idee mit nach Madrid, wo sie 2014 am Teatro Real, Mortiers neuer Wirkungsstätte, uraufgeführt wurde. Mortier, mittlerweile schwer krebskrank, war noch dabei. Und, wie es heißt, wünschte dem Werk schließlich auch eine Salzburger Aufführung, die nun – in einer orchestral reduzierten Form – im Landstheater auch stattfand.

Angst vor sich selbst

Die Geschichte der schwulen Cowboys Ennis und Jack, die es aus der Novelle von Annie Proulx (sie schrieb auch das Libretto) durch die Verfilmung von Regisseur Ang Lee zu Oscarehren brachte, wird von Regisseur Jacopo Spirei in harter, kahler Felslandschaft (Bühne und Kostüme Eva Musil) so nüchtern wie präzise erzählt. Sie erstreckt sich über zwei Jahrzehnte, in denen nach Annäherung und eruptivem Ausbruch von Emotionen die Rückkehr in gesellschaftlich bejubelte Verhältnisse steht.

Vor allem Ennis verfügt nicht über den Mut, er selbst zu sein. Beide stürzen sich jedenfalls in nicht sehr glückliche Ehen, während ihre Beziehung die Form eines Verhältnisses annimmt, das in trostlosen Motels Erfüllung sucht. Als Jack bei einem Autounfall stirbt, erlangt Ennis in einem finalen ariosen Aufbäumen Erkenntnis und Verzweiflung. Ein letztes Mal bäumt sich die Musik auf, um abrupt zu verstummen und insgesamt den Eindruck von zu wenig dauerhafter Innenspannung zu hinterlassen.

Zwar sind da atmosphärisch starke Akkordlandschaften. Und die virtuose Art, komplexe orchestrale Liniengeflechte zu inszenieren, offenbart profundes Handwerk. Einen durchgehenden musikalischen Fluss, ein echtes Kommunizieren des Orchesterparts mit den oft sprechgesanglich angelegten Dialogen und den Seelenspannungen stellt sich jedoch nicht dauerhaft ein. Wo die Musik so etwas wie die innere Hölle darstellt, bleibt die Regie zudem mitunter zu lapidar und damit zu distanziert – zu den Musikstrukturen, so sich diese explosiv gaben.

In Summe aber zweifellos eine solide Aufführung mit guten Sängern (Florian Plock als Ennis, Mark Omvlee als Jack) und einem profund klingenden Mozarteum-orchester, das Dirigent Adrian Kelly zu kompaktem Musizieren animierte. Großer Applaus, Gerard Mortier hätte es womöglich gefreut. (Ljubisa Tosic, 29.2.2016)