Wenn die Diagnose stimmt und das Theater in Zeiten der Krise ästhetisch wieder verstärkt zum Hort des Guten, Heilen und Schönen wird (ZEIT Nr. 46/15), einfach weil niemand, der Idomeni-Bilder aus dem Fernsehen kennt, Idomeni auch auf der Bühne sehen möchte, ein zynisches Kunst-Idomeni schon gar nicht, wenn das also stimmt, dann müsste der Hang zum Schönen, sozusagen Zwangskulinarischen mittlerweile zu spüren sein. Nicht in den Konzepten, die Mühlen vor allem des Musiktheaters mahlen definitiv langsamer als die der aufgewühlten Weltgeschichte; aber doch in der Haltung. Wenn der Tenor José Cura, der in der diesjährigen Salzburger Osterfestspielpremiere Verdis Otello singt, im Interview sagt, Salzburg sei ein "luxuriöses Rendezvous" der Geldgeber, und ein jeder solle doch nach seiner finanziellen Fasson selig werden, dann mag das die ungeschminkte Wahrheit sein. Bei Kartenpreisen von bis zu 490 Euro stößt es trotzdem sauer auf, saurer denn je.