Wagners „Meistersinger“ : Die Hebebühne als poetisches Ding
Repräsentanten künstlerischen Stillstands? Gralshüter einer erstarrten Bürgerkultur? Richard Wagners „Meistersinger von Nürnberg“ sind im Münchner Nationaltheater Avantgardisten einer mobilen Gesellschaft, Fortschrittmacher und Vollgasgeber. Es ist die zwölfte Neuinszenierung der Oper am Ort ihrer Uraufführung vor 148 Jahren. Auf der Baustelle der Freilichtbühne im ersten Aufzug parkt ein Lieferwagen der Traditionsfirma Meisterbräu. Der Juwelier Pogner (Christof Fischesser hat Gold und Stahl in der Kehle) setzt auf Schmuck für die Herren und hat ein Autohaus aufgemacht. Er ist sich nicht zu fein, seinen Namen auf seinen schwarzen BMW zu kleben, und kann sich die Hostessen sparen, weil er seine Tochter Eva hat, deren Hand er als Preis für den Sieger im Sängerwettkampf auslobt. David, Schusterlehrling und Klangmusterschüler der Meisterzunft, hüpft auf einem Mofa zur Arbeit. Die Schusterwerkstatt ist eine Blechkiste auf Rädern, Hans Sachs ein fahrender Händler und Poet dazu.