Beethovens „Fidelio“ in Wien :
Wenn Puppen von der Freiheit singen

Von Reinhard Kager, Wien
Lesezeit: 4 Min.
Mit einem Flügel fliegt sich’s schlecht: Achim Freyers „Fidelio“ in der Manier eines christlichen Mysterienspiels
Achim Freier inszeniert Ludwig van Beethovens Oper „Fidelio“ bei den Wiener Festwochen und fordert dem Dirigenten Marc Minkowski dabei Großes ab.

Jede volle Stunde zerrt Gevatter Tod am Seil der Glocke und hält triumphierend eine Sanduhr hoch, als Jesus und seine Jünger in den Fensterluken sichtbar werden. Langsam defilieren die Apostel, darunter auch Judas, der Verräter, an den staunenden Zuschauern vorbei. Ein wenig von der Magie der Astronomischen Uhr am Altstädter Rathaus in Prag wollte wohl auch Achim Freyer mit seiner Inszenierung von Ludwig van Beethovens einziger Oper „Fidelio“ bei den Wiener Festwochen vermitteln: Auf drei übereinanderliegenden Spielflächen agieren die Protagonisten im Theater an der Wien wie Puppen in einer Spieluhr, ohne sich vom Fleck zu bewegen. Mit Drehbewegungen werden sie sichtbar oder verschwinden wieder hinter den finsteren Türen, an die sie gebunden sind, so dass sie sich mit jeder 180-Grad-Drehung selbst verdecken oder, umgekehrt, die Illusion einer sich öffnenden Tür vermitteln.

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