Zur OMM-Homepage Zur OMM-Homepage Veranstaltungen & Kritiken
Musiktheater
Zur OMM-Homepage Zur Musiktheater-Startseite E-mail Impressum



Arabella

Lyrische Komödie in drei Aufzügen
Text von Hugo von Hofmannsthal
Musik von Richard Strauss

in deutscher Sprache mit Übertiteln

Aufführungsdauer: ca. 2h 45' (eine Pause)

Premiere am 18. Juni 2016 im Opernhaus Leipzig


Theater-Logo

Oper Leipzig
(Homepage)

Die Richtige, die muss es sein

Von Joachim Lange / Fotos: Kirsten Nijhof

Für Fans ist Araballa ein Schmankerl. Das Schmuckstück in der mit Samt ausgeschlagenen Richard-Strauss-Glitzer-Schatulle. Ein Orchesterschwelgen de luxe. Eine späte einschmeichelnde Art von Melodik. Intendant und GMD Ulf Schirmer und das Gewandhausorchester sind da in ihrem Element. Und in Hochform. Eine Strauss-Zurückhaltung mit Blick auf dessen Hochburg Dresden und die einschlägige Tradition dort wäre bei diesen musikalischen Voraussetzungen in Leipzig völlig fehl am Platze! Und Schirmer hat einen Strauss-Schwerpunkt für sein Programm der nächsten Jahre durchaus im Sinn.

Szenenfoto Sie hat die Wahl und längst entschieden - vorne Mandryka, rechts Arabella, hinten die Grafen und ihre Schwester

Arabella hat aber auch mit musikalischen Pointen umschmeichelten Wortwitz. Für den sorgt Hugo von Hofmannsthal in der letzten gemeinsamen, 1933 in Dresden uraufgeführten Arbeit dieses kongenialen Künstlerduos. Und das bei einer Story wider allen Lebensrealismus. Dass das Duo hier den Erfolg seines Rosenkavaliers vor Augen hatte, hört man. Übertrumpft haben sie ihn mit Arabella zwar nicht. Aber die Erinnerung daran schwingt allemal mit.

Es geht um recht zweifelhafte Existenzen, die halt so mitlaufen, wie Arabella ihre bankrotte Familie so treffend beschreibt. Und um die punktgenaue Rettung aus der Misere durch ihren Traumprinzen aus den slawonischen Wäldern. Eine herzensgute und wunderschöne junge Frau und ein attraktiver, reicher Grundherr rasen hier in einem eklatanten Fall von Liebe auf den ersten Blick aufeinander und auf das Happyend zu. Eigentlich schwärmen, träumen und tanzen sie aufeinander zu. Mit kleinen Verzögerungen. In der Oper ist diese Art von Dauerhappyend und Traumfabrik die Ausnahme.

Szenenfoto

Arabella und Graf Elemer

Arabellas berühmtes "Und du wirst mein Gebieter sein und ich dir untertan" ist musikalisch zum Zerfließen schön; bringt aber so mache Feministin in Rage. Doch Arabella ist nicht so unemanzipiert, wie das klingt. Im Gegenteil. Für sie muss es eben er "Richtige" sein, für den sie sich dann entscheidet. Und so ist diese Strauss-Figur (wie die Feldmarschallin im Rosenkavalier) in einer Weise souverän und frei, die den Umweg über Selbstverwirklichung gar nicht nötig hat.

Szenenfoto Arabella und ihre Schwester Zdenka

Und genau das sieht und hört man an diesem Abend. Dabei ist die Inszenierung von Jan Schmidt-Garre zwischen den Versatzstücken von Heike Scheele verblüffend spartanisch. Auf leerer Bühnen verlieren sich die beweglichen Raumteile. Den Faschingsball samt sicher jodelnder Fiackermilli (Daniela Fally übernahm die Rolle quasi aus dem Stand, war sie doch als Vertretung in letzter Sekunde erst am Morgen in Wien in den Flieger gestiegen) gibt's nur vor den glatten grauen Rückwänden. Womit alles auf's Kammerspiel und die Musik konzentriert wird. Das ist für manch einen gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber verblüffend.

Szenenfoto

Am Ende ist der Raum vollständig und die Welt in Ordnung

Was freilich auch an einem Ensemble liegt, bei dem nur Arabellas Vater (Jan-Hendrik Rootering) sich nicht immer gegen ein Orchester behaupten kann, das die Sänger durchweg auf Händen trägt. Betsy Horne ist eine ideale Arabella - warmer leuchtender Glanz, betörende Piani, innere und äußere Schönheit, die man hört. Schon im ersten Duett mit Olena Tokar ( ihrer Schwester Zdenka, die als Junge ausstaffiert ist, weil man sich zwei Mädchen nicht leisten kann), stellt sich jener Zauber ein, der den Glanz imaginiert, dem sich die Optik der Bühne verweigert. Tuomas Pursio zeigt den Traumprinzen Mandryka als einen ungestümen und verletzlichen Mann, der sich wohl künftig auf eine Frau stützen wird, die weiß, was sie will. Auch sonst ist das Ensemble fabelhaft. Ob nun Markus Francke als Matteo, oder die Grafen, die Paul McNamara als witzig eloquenter und spielfreudiger Graf Elemer überzeugend anführt - vokal ist das auf das Beste bestellt.

Am Ende fügen sich die Bühnensegmente, sprich die Welt zu einem einheitlichen, hotelfoyerartigen Raum. Und da haben auch die einstigen Verehrer ihren Platz, die wohl in Sachen Arabella am Ball bleiben werden. Jubel an der Oper Leipzig für einen großartigen Strauss, der von innen leuchtet.


FAZIT

An der Oper Leipzig gerät die Arabella-Premiere zum einem umjubelten Richard-Strauss-Fest


Ihre Meinung
Schreiben Sie uns einen Leserbrief
(Veröffentlichung vorbehalten)

Produktionsteam

Musikalische Leitung
Ulf Schirmer

Inszenierung
Jan Schmidt-Garre

Bühne
Heike Scheele

Kostüme
Thomas Kaiser

Licht-Design
Guido Petzold

Chor
Alexander Stessin

Dramaturgie
Marita Müller

Chor der Oper Leipzig

Gewandhausorchester Leipzig

Solisten

Adelaide
Renate Behle

Arabella
Betsy Horne

Zdenka
Olena Tokar

Fiakermilli
Daniela Fally

Kartenaufschlägerin
Karin Lovelius

Graf Waldner
Jan-Hendrik Rootering

Mandryka
Tuomas Pursio

Matteo
Markus Francke

Graf Elemer
Paul McNamara

Graf Dominik
Jürgen Kurth

Graf Lamoral
Sejong Chang

Zimmerkellner
Martin Petzold

Welko
Carsten Gläser



Weitere
Informationen

erhalten Sie von der
Oper Leipzig
(Homepage)



Da capo al Fine

Zur OMM-Homepage Musiktheater-Startseite E-Mail Impressum
© 2016 - Online Musik Magazin
http://www.omm.de
E-Mail: oper@omm.de

- Fine -