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Die Richtige, die muss es seinVon Joachim Lange / Fotos: Kirsten NijhofFür Fans ist Araballa ein Schmankerl. Das Schmuckstück in der mit Samt ausgeschlagenen Richard-Strauss-Glitzer-Schatulle. Ein Orchesterschwelgen de luxe. Eine späte einschmeichelnde Art von Melodik. Intendant und GMD Ulf Schirmer und das Gewandhausorchester sind da in ihrem Element. Und in Hochform. Eine Strauss-Zurückhaltung mit Blick auf dessen Hochburg Dresden und die einschlägige Tradition dort wäre bei diesen musikalischen Voraussetzungen in Leipzig völlig fehl am Platze! Und Schirmer hat einen Strauss-Schwerpunkt für sein Programm der nächsten Jahre durchaus im Sinn. Sie hat die Wahl und längst entschieden - vorne Mandryka, rechts Arabella, hinten die Grafen und ihre SchwesterArabella hat aber auch mit musikalischen Pointen umschmeichelten Wortwitz. Für den sorgt Hugo von Hofmannsthal in der letzten gemeinsamen, 1933 in Dresden uraufgeführten Arbeit dieses kongenialen Künstlerduos. Und das bei einer Story wider allen Lebensrealismus. Dass das Duo hier den Erfolg seines Rosenkavaliers vor Augen hatte, hört man. Übertrumpft haben sie ihn mit Arabella zwar nicht. Aber die Erinnerung daran schwingt allemal mit. Es geht um recht zweifelhafte Existenzen, die halt so mitlaufen, wie Arabella ihre bankrotte Familie so treffend beschreibt. Und um die punktgenaue Rettung aus der Misere durch ihren Traumprinzen aus den slawonischen Wäldern. Eine herzensgute und wunderschöne junge Frau und ein attraktiver, reicher Grundherr rasen hier in einem eklatanten Fall von Liebe auf den ersten Blick aufeinander und auf das Happyend zu. Eigentlich schwärmen, träumen und tanzen sie aufeinander zu. Mit kleinen Verzögerungen. In der Oper ist diese Art von Dauerhappyend und Traumfabrik die Ausnahme. Arabella und Graf Elemer Arabellas berühmtes "Und du wirst mein Gebieter sein und ich dir untertan" ist musikalisch zum Zerfließen schön; bringt aber so mache Feministin in Rage. Doch Arabella ist nicht so unemanzipiert, wie das klingt. Im Gegenteil. Für sie muss es eben er "Richtige" sein, für den sie sich dann entscheidet. Und so ist diese Strauss-Figur (wie die Feldmarschallin im Rosenkavalier) in einer Weise souverän und frei, die den Umweg über Selbstverwirklichung gar nicht nötig hat. Arabella und ihre Schwester ZdenkaUnd genau das sieht und hört man an diesem Abend. Dabei ist die Inszenierung von Jan Schmidt-Garre zwischen den Versatzstücken von Heike Scheele verblüffend spartanisch. Auf leerer Bühnen verlieren sich die beweglichen Raumteile. Den Faschingsball samt sicher jodelnder Fiackermilli (Daniela Fally übernahm die Rolle quasi aus dem Stand, war sie doch als Vertretung in letzter Sekunde erst am Morgen in Wien in den Flieger gestiegen) gibt's nur vor den glatten grauen Rückwänden. Womit alles auf's Kammerspiel und die Musik konzentriert wird. Das ist für manch einen gewöhnungsbedürftig, funktioniert aber verblüffend. Am Ende ist der Raum vollständig und die Welt in Ordnung Was freilich auch an einem Ensemble liegt, bei dem nur Arabellas Vater (Jan-Hendrik Rootering) sich nicht immer gegen ein Orchester behaupten kann, das die Sänger durchweg auf Händen trägt. Betsy Horne ist eine ideale Arabella - warmer leuchtender Glanz, betörende Piani, innere und äußere Schönheit, die man hört. Schon im ersten Duett mit Olena Tokar ( ihrer Schwester Zdenka, die als Junge ausstaffiert ist, weil man sich zwei Mädchen nicht leisten kann), stellt sich jener Zauber ein, der den Glanz imaginiert, dem sich die Optik der Bühne verweigert. Tuomas Pursio zeigt den Traumprinzen Mandryka als einen ungestümen und verletzlichen Mann, der sich wohl künftig auf eine Frau stützen wird, die weiß, was sie will. Auch sonst ist das Ensemble fabelhaft. Ob nun Markus Francke als Matteo, oder die Grafen, die Paul McNamara als witzig eloquenter und spielfreudiger Graf Elemer überzeugend anführt - vokal ist das auf das Beste bestellt. Am Ende fügen sich die Bühnensegmente, sprich die Welt zu einem einheitlichen, hotelfoyerartigen Raum. Und da haben auch die einstigen Verehrer ihren Platz, die wohl in Sachen Arabella am Ball bleiben werden. Jubel an der Oper Leipzig für einen großartigen Strauss, der von innen leuchtet.
An der Oper Leipzig gerät die Arabella-Premiere zum einem umjubelten Richard-Strauss-Fest Ihre Meinung Schreiben Sie uns einen Leserbrief (Veröffentlichung vorbehalten) |
Produktionsteam
Musikalische Leitung
Inszenierung
Bühne
Kostüme
Licht-Design
Chor
Dramaturgie
Chor der Oper Leipzig
Adelaide
Arabella
Zdenka
Fiakermilli
Kartenaufschlägerin
Graf Waldner
Mandryka
Matteo
Graf Elemer
Graf Dominik
Graf Lamoral
Zimmerkellner
Welko
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