Salzburg
Zum Dahinschmelzen schön

Das Ehepaar Anna Netrebko und Yusif Eyvazov in "Manon Lescaut"

02.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:28 Uhr

Salzburg (DK) Vor zwei Jahren haben sie sich bei der Aufführung von Giacomo Puccinis "Manon Lescaut" unter Riccardo Muti in Rom nicht nur kennen-, sondern vor allem auch lieben gelernt. Kein Wunder, kündet diese Herz-Schmerz-Oper vom Jahre 1893 doch auch von der grenzenlosen Zuneigung zweier Menschen über alle Widrigkeiten des Lebens hinweg.

Eine Liebesapotheose voll herrlicher musikalischer Dramatik und empfindsamster menschlicher Tragödien.

Manon, 18 Jahre jung und in Erwartung eines ungebundenen Lebens, soll im Auftrag ihres Vaters von ihrem Bruder ins Kloster gebracht werden. Das schöne Mädchen verliebt sich jedoch in den armen Studenten Des Grieux und wird von dem lüsternen Greis Geronte, der ihr jeglichen Luxus bietet, ausgehalten. Weil sie zu ihrem Geliebten zurückkehren will, verdächtigt Geronte sie eines Juwelendiebstahls, sie wird verhaftet und in die USA abgeschoben. Dort stirbt sie in Des Grieux' Armen einen der schönten Liebestode des Opernrepertoires.

Anna Netrebko und ihr Mann Yusif Eyvazov sind das Liebespaar in diesem Dramma lirico, das das Premierenpublikum im Salzburger Großen Festspielhaus in schier hysterische Wallung versetzte. Schwarzmarktpreise in schwindelnder Höhe und donnernder Schlussapplaus samt stehenden Ovationen nach zweieinhalb Stunden Stimmenzauber.

Im wallenden nachtblauen, bodenlangen Kleid mit funkelnden Strass-Steinen schreitet Anna Netrebko divengleich in dieser nicht rein konzertanten, sondern halbszenischen Aufführung über die Bühne, graziös in ihren Bewegungen, kokett im Flirten. Vor allem jedoch fesselt sie als Manon Lescaut das Publikum mit ihrer immer noch glutvollen, ebenso hochdramatischen wie in den intimen Passagen herrlich farbenreichen Stimme. Das ist zum Hinschmelzen schön.

Yusif Eyvazov, der als mittelloser Student Des Grieux vom Kostümbildner mit einem teuren, grau paspelierten schwarzen Gehrock reichlich overdressed ausgestattet wurde, hatte mit seiner robusten, in den Höhen leicht flackernden Tenorstimme freilich so manche Schwierigkeiten, was ihn jedoch nicht abhielt, den Applaus des Premierenpublikums in Demut kniend entgegenzunehmen.

Ansonsten solider Opernalltag in all den anderen Gesangspartien, vom mexikanischen Tenor Armando Pina, der als Manons Bruder besser aussah als er sang, über Carlos Chausson als Geronte bis zu Patrick Vogel als Maestro di ballo. Dazu der stimmstarke Wiener Staatsopernchor und faszinierend das Münchner Rundfunkorchester unter der pulsierenden Leitung von Marco Armiliato, der Puccinis Oper mit dramatischer Wucht und gefühlvoller Poesie veredelte. Ein Festspielereignis!

Die nächsten und letzten Vorstellungen sind am 4. und 7. August. Restkarten gibt es telefonisch unter (00 43)6 6 28 04 55 00 und online unter info@salzburgfestival.at.