Wer zuletzt lacht, lacht am besten. In der Deutung von Sven-Eric Bechtolf, die nun bei den Salzburger Festspielen wiederaufgenommen wurde, ist das Don Giovanni selbst. Der Wüstling ist eben unverwüstlich. Spaßiges, nicht übermäßig tiefenscharfes Mozart-Handwerk, das in der Neuauflage allerdings musikalisch gründlich nachgeschärft wurde: Von Alain Altinoglu am Philharmoniker-Pult.

Der bisweilen zur Unschlüssigkeit neigenden Inszenierung setzt Altinoglu einen Mozart entgegen, der mit Vehemenz und Beweglichkeit punktet. Im Detail sauber gearbeitet, kommt er nicht nur den Sängern, sondern vor allem der seelischen Verfasstheit ihrer Figuren entgegen, verfängt sich dabei aber immer wieder in vorhersehbaren dramatischen Zyklen. Das ist mit der Zeit nicht allzu prickelnd, tut einem hervorragenden Mozartklang aber keinen Abbruch.

Großen Anteil daran hat das Ensemble, wenn auch die Einzelleistungen durchwachsen sind: Ildebrando D'Arcangelo, von Bechtolf als Da Giovanni mit ziemlich oberflächlicher Vergnügungssucht ausgestattet, brilliert stimmlich vor allem in den Tiefen. Seine einzig echte Gefühlsbeziehung ist die mit Leporello (Luca Pisaroni - witzig und stimmlich robust): Als Duo, das in jeder Minute seiner Anwesenheit auf der Bühne auch wirklich spielt, tragen die beiden eigentlich die gesamte szenische Spannung des Stücks.

Wunderbar besetzt ist Donna Elvira mit Layla Claire und ihrem blühenden Sopran, wenn sie auch ein wenig mit den tiefen Passagen hadert. Carmela Remigio hat als Donna Anna zauberhafte Momente, erschöpft sich insgesamt aber in Stereotypie - von weit aufgerissenen Augen und Dauervibrato ist man bald gesättigt. Valentina Naforita macht ihre Zerlina sehr charmant und Paolo Fanale ist ein vollmundiger Don Ottavio, der, wenn er dem Orchester besser zuhören würde, auch seine Lautstärke entsprechend modulieren könnte.

Im Gegensatz zu "Cosi fan tutte" ist dieser "Don Giovanni", der zweite Streich der heuer in ihrer Gesamtheit aufgeführten Da Ponte-Trilogie, gegenüber der ursprünglichen Fassung aus 2014 kaum verändert. Gejagt und erlegt wird weiterhin in Rolf und Marianne Glittenbergs mahagonifarbenem Stundenhotel, was streckenweise viel und manchmal gar keinen Sinn macht. Bechtolfs gekonnte Personenführung hat vor manchen Charakteren wie Donna Anna oder Don Ottavio offenbar kapituliert und bemüht sich insgesamt wenig um eine psychologische Aufschlüsselung. Immerhin nimmt er aber auch dem moralischen Zeigefinger die Spitze: Als alle Rachegelüste befriedigt sind, steht das Teufelchen wieder auf - und jagt schon dem nächsten Rock hinterher.

"Cosi fan tutte" von Wolfgang Amadeus Mozart und Lorenzo Da Ponte, Regie: Sven-Eric Bechtolf, Dirigent: Alain Altinoglu. Mit Ildebrando D'Arcangelo, Luca Pisaroni, Carmela Remigio, Layla Claire, Paolo Fanale, Valentina Naforita. Wiener Philharmoniker. Weitere Termine am 7., 9., 13., 18., 21. August. Haus für Mozart, Salzburg.