Semperoper: Dresdens Götter, bedrängt

Das Rheingold
Das Rheingold(c) Matthias Creutziger
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Christian Thielemann setzte seinen „Nibelungen-Ring“ mit einem musikalisch atemberaubenden „Rheingold“ fort.

Vokal war diese Wiederaufnahme von Willy Deckers als Theater im Theater angelegtem „Rheingold“ ein Abend der Zwerge und Riesen, die gegenüber den Göttern mächtig auftrumpften. Allen voran gestaltete Tomasz Konieczny, vom Wotan wieder zum Alberich geworden, seine beiden Fluch-Szenen optisch wie akustisch imponierend. Gerhard Siegel verlieh dem Bruder Mime mit dramatisch geführter Stimme Profil.

Gegen den sonoren Bassklang von Georg Zeppenfeld und Ain Anger – Fafner und Fasolt wie aus einer Deix-Karikatur – vermochte der Wotan Markus Marquardts nur schwer zu reüssieren. Seine Stärke liegt im ruhigen Phrasieren, nicht in stimmgewaltigen Ausbrüchen. So wurde der Loge Kurt Streits zum veritablen Gegenspieler Alberichs; ein quirliger, auch vokal durchwegs präsenter Spielmacher.

Viel Applaus auch für Christa Mayers Fricka, die in differenzierten Stimmfarben und Intensitätsgraden schmeichelt oder tadelt. Achtbar ihr zur Seite der Donner von Michael Kraus und die Erda Ronnita Millers mit schöner dunkler Stimme.

Für manche Regietheater-Auswüchse entschädigen die Staatskapelle Dresden und Christian Thielemann, der seine Interpretation seit dem Wiener „Rheingold“ vor fünf Jahren nachgeschärft hat: Höchste orchestrale Transparenz ermöglicht den Protagonisten optimale Wortdeutlichkeit. Die Verwandlungsmusiken wirkten stringenter auf die Höhepunkte gerichtet. Wie hervorragend das Orchester studiert ist, demonstrierte ein Ausfall der Orchesterbeleuchtung gegen Ende der Vorstellung: Die Musiker spielten ohne Licht weiter . . .

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.10.2016)

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