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Bejubelte Premiere von "Don Giovanni" in Linz

Mit "Don Giovanni" startete am Samstag der Mozart-Zyklus im Musiktheater Linz. Künftig folgt pro Saison je eine Mozart-Inszenierung. Regisseur Francois de Carpentries realisiert Mozarts "Opern aller Opern" mit großen Bildern und viel Drama.

Jubel um Mozart am Linzer Musiktheater.
Jubel um Mozart am Linzer Musiktheater.

Mozarts Oper beginnt, wie sie endet: mit den Klängen der Höllenfahrt. Diesen Gedanken nimmt Carpentries auf und lässt Don Giovanni in einem Sarg auf die Bühne tragen. Sobald er da einmal heraus geklettert ist, ist keine Frau mehr sicher. Dieser Don Giovanni ist alles, was man sich von der Figur erwartet: ein wilder Aufreißer mit langen Haaren und offenem Hemd.

So wild singt und spielt ihn Martin Achrainer auch und lässt doch immer wieder Momente für einen verletzlichen Mann, der sich am Ende vielleicht doch lieber für Donna Elvira entschieden hätte. Ganz leise und weiche Momente der Einkehr in den Rezitativen singt er dann. Doch viel Zeit dafür gibt es nicht, denn Don Giovanni ist in Carpentries Inszenierung meistens damit beschäftigt, an irgendeiner Sängerin oder Tänzerin zu kleben und sein Rollenbild zu erfüllen: verführerisch und hochmütig zu sein.

Daran verlieren auch andere Rollen. Die Sänger zeichnen ein Personenporträt, das sich in der Inszenierung nicht entfalten kann. Martha Hirschmann beginnt mit einer sehr selbstbewussten und starken Donna Elvira, die ihren ersten Zusammenbruch erleiden muss, als Leporello ihr das Damen-Register seines Herren zeigt. Die Bezeichnung stark hat danach nur Hirschmanns Stimme verdient. Und ein altbekanntes Don-Giovanni-Phänomen kann man an diesem Abend auch in Linz erleben: die heimlichen Stars sind das Bauernpaar Masetto (Till von Orlowsky) und Zelina (Theresa Grabner). Zwei große Stimmen, denen man noch mehr Platz im Werk wünscht. Myung Joo Lee singt dramatisch und mit großer Treffsicherheit die verletzte Tochter und Leporello (Dominik Nekel) blödelt, wie man es von ihm erwartet, eingepackt in Nekels wunderbar weichen Bass.

Die großen, schwarzen Marmorwände auf der Bühne, die die Welt der Oper immer wieder neu aufteilen, werden zum Sinnbild der Inszenierung: sie ist pompös und hart. Will der Komtur den Verführer elegant mit dem Degen herausfordern, schießt der ihm einfach mit der Pistole in den Bauch. Vermummte Mönche und Nonnen wandeln im Stechschritt über die Bühne, doch wo sie herkommen, das weiß man nicht. Viel Wärme und Detailliebe steckt dafür in Karine Van Herckes Bühnenbild und Kostümen.

Hat die Inszenierung auch ihre Schwachstellen, musikalisch ist dieser Don Giovanni äußerst stark. Enrico Calesso hat das Bruckner Orchester Linz und seine Solisten durchwegs im Griff. Nach einem fulminanten Einstieg startet er mit großem Tempo, dass er aber durchzieht, ohne Mozarts Facettenreichtum zu übergehen. So macht Don Giovanni Spaß. Auch dem Publikum, denn das spendiert einen großen Applaus.

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