Oper „Wahnfried“ in Karlsruhe :
Wo alle Helden scheitern

Von Gerhard R. Koch
Lesezeit: 5 Min.
„Im Orchesterraume nicht zu prädulieren“, so steht es auf dem Schild hinter dem feuerspuckenden Drachen. Das Stück hält sich daran und fackelt nicht lange. Hier mit Matthias Wohlbrecht (r. Houston Stewart Chamberlain) und Armin Kolarczyk (Wagnerdämon).
Karlsruhe wagt sich an die Uraufführung von Avner Dormans Bayreuth-Oper „Wahnfried“. Sie hat etwas von höherem Kasperletheater. Als Umgang mit einer Schreckensgeschichte nicht die schlechteste Wahl.

Bei dem Wiener Satiriker Karl Kraus heißt es: „Das Wort Familienbande hat einen Beigeschmack von Wahrheit.“ Wohl keine Familie aber hat für die deutsche Geschichte in einem Amalgam von Privatem, Ökonomischem und Politischem eine so durchdringende Rolle gespielt wie die des Komponisten Richard Wagner. Was als musikdramatisches Reformkonzept begann, wurde zu einer Triebkraft des NS-Verhängnisses, Bayreuth galt als Zentrum der völkischen Bewegung. Die ästhetische Polarität ist historisch, doch die ideologischen Narben bleiben, Zeugnisse fataler Zerreißprozesse.

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