Die Handlung ist verzwickt, da hilft es, dass Christoph Wagner-Trenkwitz seinen Posten als Oberkellner Pelikan zuweilen verlässt und sich erklärend einmischt. Im Zirkus Stanislawski in St. Petersburg verdingt sich Fedja Palinski - vor Jahren vom Onkel enterbt, weil er dessen junger Frau Avancen machte - inkognito als Zirkusartist und erregt die Aufmerksamkeit von Fedora Palinska, der einstigen Angebeteten, nunmehr vermögende Witwe. Was folgt, ist ein Operettenverwirrspiel der Herzen und Masken in der flirrenden Welt des Zirkus.

Emmerich Kálmáns „Zirkusprinzessin“ wurde im März 1926 erfolgreich im Theater an der Wien uraufgeführt und schon im Oktober darauf in Graz. 40 Jahre nach der letzten Produktion dirigiert Marius Burkert die geläufig aufspielenden Grazer Philharmoniker durch den wirkungssicher komponierten Melodienreigen. Von Walzer bis Foxtrott gelingt eine kurzweilige Version dieser letzten großen Operette der Silbernen Ära.

In der farbenprächtigen Welt der Operette passiert einen Peitschenknall lang, was sonst nicht sein darf, und so fügt sich nach Verzückung und Rache wieder zusammen, was adlig zusammengehört. Regisseur Peter Lund bürstet weder die zerfallende russische Adelsgesellschaft noch den Zirkus glatt, sondern schenkt beiden einen realistischen und einen satirischen Blick. In Chor und Ballett sind Geschlechteridentitäten aufgehoben, werden Körper grotesk überzeichnet, schwebt ein Hauch von Monty Pythons surrealem Flying Circus über der Jahrmarktästhetik, die Bühnenbildnerin Ulrike Reinhard grell ausbreitet. Zu sehen gibt es viel, Affenkapelle, Pferdchenballett, traurige Clowns und die bunten Erscheinungen, die einst die Schaulust befriedigten. Dazu nicht minder groteske Offiziere, die der schönen Fedora aus der Hand fressen.

In der Titelrolle entfaltet Regina Riel wenig Temperament, doch harmoniert ihr klarer Sopran auf das Schönste mit dem metallisch kraftvollen Tenor von Alexander Geller, der für den melancholischen Zirkusreiter die passende Erscheinung mitbringt.

Mit Witz und Stimme agieren auch Sieglinde Feldhofer als talentlose Miss Mabel und Alexander Kaimbacher, der als Hotelerbe Toni Schlumberger hinter dem Rücken seiner Mama die kleinen Mäderln im Trikot bewundert. Uschi Plautz spielt die resche Hotelwirtin mit der gleichen Souveränität wie den illusionslosen Zirkusdirektor. Das Publikum, darunter Yvonne Kálmán, die Tochter des Komponisten, zeigte sich recht amüsiert und spendete ausgiebigen Beifall.

Alexander Geller und Regina Riel in der Titelrolle
Alexander Geller und Regina Riel in der Titelrolle © Photowerk/Werner Kmetitsch