Oper „Oresteia“ in Basel :
Alte Griechen legen große Sorgfalt auf die Unterhose

Von Lotte Thaler, Basel
Lesezeit: 5 Min.
Ein Blutbad gab es nicht, aber wilde Schreie: Michael Wächter als Orest
Der Opernregisseur Calixto Bieito weiß: Sex sells – so auch in seiner neuen Interpretation der „Oresteia“ von Iannis Xenakis. Leider resultiert aus diesem Erregungszustand nur ein Stückwerk.

Ein Blutbad werde es nicht geben, hieß es vor der Premiere. Aber wer gehofft hatte, der vielbeschäftigte ehemalige Skandalregisseur Calixto Bieito würde sein Arsenal für die „Oresteia“ des 2001 verstorbenen, griechischen Komponisten Iannis Xenakis erweitern und sich einmal etwas Neues einfallen lassen, sah sich bald enttäuscht. Natürlich ist die antike Orestie mit ihrer Todesspirale aus Rache und Mord extrem grausam, insofern wäre etwas Blut sogar gerechtfertigt gewesen. Bieitos diesbezügliche Zurückhaltung schont vielleicht das Publikum. Aber er langweilt es zugleich mit seiner Masche, jedwede menschliche Äußerungsform als sexuellen Akt zu konnotieren. So wird auch der Auftritt der Kassandra (besetzt mit dem fabelhaft falsettierenden Bariton Holger Falk) als ein sexueller Nachholakt interpretiert – ein großer Monolog, herausragend als die einzige, umfangreiche Gesangsszene der Komposition.

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