Uraufführung der Oper „Lot“ :
Vom Wahnsinn weltweiter Flucht

Von Jürgen Kesting
Lesezeit: 4 Min.
In schlimmen Zeiten können auch gute Menschen böse werden: Lot (Brian Davis) flieht mit seinen Töchtern aus Sodom.
Ein beklemmendes Traumspiel und verstörendes Experiment: Giorgio Battistellis aktuelle Musiktheater-Parabel „Lot“ wurde in Hannover exzellent uraufgeführt.

Gott spricht aus einem Kind. Es ist ein afrikanisches Kind. Es trägt ein Baströckchen, steht inmitten kleiner Püppchen und Modellfiguren und versucht, aus einer weichen Masse eine Figur zu kneten. Da das misslingt, schleudert es das amorphe Gebilde zornig zu Boden. Dann steckt es Zeichnungen – offenbar unterschiedliche Modelle von Menschen – in einen Mülleimer. Dann wendet sich dieser launische Kindgott an Abraham: „Ich will dich fruchtbar machen. Es werden Völker aus dir kommen.“ Abrahams Frau Sara lauscht: „Soll denn mein Hundertjähriger mit mir ins Bett gehen? Das wird vielleicht ein Spaß.“

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