„Turandot“ in Köln :
Denn China ist nichts als des Schrecklichen Anfang

Von Malte Hemmerich
Lesezeit: 4 Min.
Das Pekino der opulenten Kostüme: Turandot (Catherine Foster, vorne links) und Calaf (Martin Muehle, vorne rechts).
Heiße Liebe vor dem Hintergrund von Massenhinrichtungen: An der Oper Köln zeigt Lydia Steier „Turandot“ von Giacomo Puccini als Exotik für Westler – mit einem gelungenen Spagat

Ist das noch Oper oder schon Revue mit chinesischer Note? Die Bühne in Köln, im Dauer-Ausweichlager Staatenhaus I, gleicht einem Zirkus, einer Gladiatorenarena. Prinzessin Turandot gibt dem Prinzen Calaf ihre drei Rätsel auf und sieht dabei aus wie eine lila Praline aus chinesischem Porzellan, mit überdimensionaler Geschenkschleife im Haar. Der Kinderchor fährt kurz auf einem goldenen Drachenboot vorbei, in die Kleider fernöstlicher Prinzen gesteckt. Dienerinnen in langen Gewändern und mit den typischen Hüten putzen steinerne Löwen. Etwas abseits steht eine Gruppe europäischer Touristen im Look des späten neunzehnten Jahrhunderts, erfreut sich an der China-Show und wiegt sich zu den ursprünglichen, jetzt puccinisierten Melodien, die das Blech in den Raum dröhnt. Das sind wir.

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