Ein wunderschönes Theater-Gebäude, eine gelungene Premiere, aber ein gefährliches Problem im historischen Parkettsaal. Im Staatstheater Cottbus ist am Sonntagabend nur fast alles perfekt.
So eine Premiere hat die Stadt Cottbus schon lange nicht mehr erlebt: Mit zehn Minuten stehenden Ovationen und vielen Blumen feierte die Gäste im ausverkauften Staatstheater Giacomo Puccinis letzte Oper Turandot.
Die Uraufführung fand einst posthum in der Mailänder Scala am 25.4.1926 mit Dirigent Arturo Toscanini statt. Erstmals seit 1930 ist das unvollendete Meisterwerk des Komponisten jetzt wieder in der Lausitz.
Die Handlung
Die Kaisertochter von China, Prinzessin Turandot lässt jede Freier köpfen, der ihre drei Rätsel auf dem Weg zum Ehebett nicht lösen kann. Ganz schön blutig…Und so wurden auch etliche Schädel und ein abgetrennter Kopf dem Premierenpublikum präsentiert. Zwar alles Attrappen aber dennoch ganz schön deftig, nicht jugendfrei. Sehr gut, dass die Texte der italienischen Musik mit gut lesbaren deutschen Übertiteln verständlich gemacht wurden.
Besonders beindruckend war der voluminöse und eindringliche Klang des Chores. Überhaupt erfüllte die pompöse Musik das Haus bis in die letzte Reihe des 2. Oberrangs. Erstaunlich, nicht die beiden Hauptdarsteller Soonjin Moon aus Südkorea (sang und spielte die männermordende Prinzessin Turandot) und Martin Shalita aus Florida (Calaf) heimsten den meisten Lorbeer beim Publikum ein, sondern Debra Stanley als Sklavin wurde in ihrer Nebenrolle zum Star des Abends.
Ein Cottbuser Premierengast jubelte: „Das war heute bestimmt so schön wie bei der Premiere 1932 in Mailand“. Weitere Turandot-Aufführungen sind in Cottbus am 11. und 24. Mai jeweils um 19.30 Uhr. Es gibt Restkarten.
Wermutstropfen: Gefährliche Stolperfallen
Nicht nur am Rande notiert: schwer erkennbare Stufen im historischen Parkettsaal des Theaters wurden schon mehrfach kritisiert.
Auch am Sonntag stolperten wieder mehrere Gäste. Mit schmerzhaften Folgen. Da muss sich Regisseur und Intendant Martin Schüler etwas einfallen lassen. Denkmalsschutz ist das eine, Sicherheit das andere und letztlich wichtiger.
Schöner als sein Berliner Pendant
Das Staatstheater in der 100 000-Einwohner-Stadt Cottbus gilt als schönster Theaterbau in Brandenburg. Es wurde 1908 unter Leitung des Stararchitekten Bernhard Sehring gebaut, der zuvor auch das Theater des Westens in Berlin konzipiert hatte.
Das Cottbuser Theater gilt sogar als attraktiver als sein Berliner Vorgänger.
Das einzige staatliche Theater Brandenburgs plant in der neuen Spielzeit 17 Premieren und acht Philharmonische Konzerte. Das Opern- und Ballett-Ensemble gastierte selber mit 20 Aufführungen an anderen Theatern in der Mark.