In der Wiener Kammeroper ging das in einer „gekürzten Wiener Mischfassung“ neu eingerichtete Dramma giocoso La scuola de gelosi (Venedig 1778, Wien 1783) von Antonio Salieri über die Bühne, dessen slapstickartige Regie vonJean Renshaw die sehr differenzierte Neufassung gleichsam weichspülte. Die Eifersuchts- und Intrigenkomödie bedient etliche Klischees der italienischen komischen Oper des 18. Jahrhunderts und entwickelt ihre Handlung, die an Werke wie Don Giovanni und vor allem Così fan tutte erinnert, um drei Paare aus unterschiedlichen Stil- und Gesellschaftsebenen.

Das historisch orientierte Dirigat von Stefan Gottfried, der dem Bach Consort Wien vorstand, legte die musikalische Basis für das internationale Sängerensemble, dessen für die italienische Oper des achtzehnten Jahrhunderts typische Siebenzahl durch eine in der Partitur nicht vorgesehene Tänzerin komplettiert wurde. Das gesamte recht junge Sängerensemble zeichnete sich durch eine exzellente Interaktion miteinander aus, die äußerst freudig, spritzig und charmant wirkte.

Der kolumbianische Tenor Julian Henao Gonzalez sang die Rolle des Grafen, dessen leichtes Lispeln vor allem in seiner Gleichnisarie unfreiwillige Komik erzeugte und die ernsten Aspekte seiner Rolle brach. Sein lyrisches Talent kam vor allem in den leisen Momenten zum Vorschein, während er in dramatischeren Situationen ein wenig gepresst wirkte. Seine Frau, die Gräfin, wurde von der israelischen Sopranistin Shira Patchornik verkörpert. Ihr schöner, warmweicher Sopran und ihre außerordentliche Spielfreude wurden nur in den Koloraturen in ihrer Rachearie getrübt, die teils ebenso ein wenig gepresst und gedeckelt klangen.

Das zweite Paar des Abends bildeten der italienische Bariton Matteo Loi als Blasio und die ebenfalls aus Italien stammende Sopranistin Carolina Lippo in der Rolle der Ernestina, die als Repräsentanten der Mittelschicht fungierten. Beide fielen durch ihr gekonntes Buffoparlando auf, das sich in ihr Spiel integrierte. Besonders Lippo schaffte es, die lyrischen und komischen Momente ihrer Rolle sehr gut zu interpretieren, auch die dramatischeren Elemente meisterte sie mit Leichtigkeit. Ihre Koloraturen klangen, obwohl sie kein Koloratursopran ist und diese nicht immer ganz genau traf, erstaunlich offen und klar.

Die russisch-georgische Mezzosopranistin Anna Marshaniya als Carlotta und der österreichische Bass Florian Köfler als ihr Liebhaber Lumaca komplettierten als Dienerpaar die Sängerpaare. Lumaca geriet durch seine geringe Anzahl an Auftritten fast zur Nebenfigur, war gesanglich aber zufriedenstellend, weder schlecht noch herausragend. Carlotta hingegen wurde von der Regie oft in den Mittelpunkt der Inszenierung gestellt und wusste durch ihr Temperament zu überzeugen. Ihr schöner, weich-warmer Sopran integrierte lyrische wie buffoneske Elemente.

Als Leutnant, einem Freund des Grafen, war der polnische Tenor Aleksander Rewinski zu erleben, dessen sanft-weicher Tenor in manchen Fällen nicht genug dramatische Durchsetzungskraft aufwies und darum vor allem in den Ensembleszenen öfter hinter dem Rest der Sängerschaft zurücktrat. In seinen lyrischeren Passagen hinterließ er von allen Sängern jedoch den größten Eindruck, so brilliant und klar und gleichzeitig doch so ruhig und samten füllte er seine Rolle aus. Ihm zur Seite stand ihm seine namentlich nicht näher benannte Gefährten, die im Werk nicht vorgeschrieben war und die durch die Tänzerin Irene Bauer verkörpert wurde.

Merkte man dem Sängerensemble manchmal noch seine Jugendlichkeit an, die durchaus ihren Charme aufwies und durch Frische und vor allem Spielfreude brillierte, ist die Regie letztlich allerdings als gewollt zu bezeichnen, so überspitzt und überladen wirkte sie an einigen Stellen. Wenngleich man Jean Renshaw nicht vorwerfen kann, sie hätte eine statische Inszenierung auf die Bühne gebracht, so war es am Ende doch einfach zu viel Slapstick. Dass sich beispielsweise im Finale des ersten Akts, als sich alles maskieren und es so zu einer großen Verwechslungsszene kommt, durch die Wahl der entsprechenden Kostüme die Atmosphäre einer Irrenanstalt kreiert wird, und sich alle anderen Sänger ebenfalls in Zwangsjacken wiederfinden, war schlicht zu viel des Guten.

Auch wenn die Gleichnisarien oder die Rache- wie Zornesarien gleichermaßen durch Klamauk und Slapstick erstickt und ihrer Wirkung beraubt wurden, ist bei einer Fassung, die so großen Wert auf Differenzierung legte, schade. Andererseits bekommt man an der Kammeroper derzeit eine selten gespielte, wirklich inhärent komische Oper zu sehen, eine Komödie der Eifersucht und der Intrigen, deren Darsteller durch Spielfreude und Charme zu brillieren wissen und deren Regie etliche – in der Sicht des Rezensenten zu viele – urkomische Einfälle zu bieten hat. Aber davon kann man sich bis zum 13. Juni noch selbst ein Bild davon machen.

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