„Oberon“ in München :
Englischer Humor ließe sich wohl doch übersetzen

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Scheinriese Oberon: das Bühnenbild von Jakob Brossmann
So viele Hauptfiguren, die nichts zu singen haben: Ist Carl Maria von Webers „Oberon“ wirklich unspielbar? In München scheitert nur eine forcierende Aufführungspraxis.

Englische Stammgäste der Münchner Opernfestspiele begleiteten die dreizehn Jahre der Staatsopernintendanz ihres Landsmanns Sir Peter Jonas mit nationalcharakteristisch gemischten Gefühlen. In London, hieß es, nenne man die Bayerische Staatsoper nur noch „English National Opera – South“. Die English National Opera, die Jonas vor seiner Berufung nach München 1993 geleitet hatte, ist spezialisiert auf das heitere Repertoire und lässt alles in der Volkssprache singen: das Gärtnerplatztheater von London. Jonas setzte in München die Pflege der Barockoper fort, vor allem des eingebürgerten englischen Nationalkomponisten Händel. Um dessen Werke einem an die Gefühlsdramatik der romantischen Oper gewöhnten Publikum schmackhaft zu machen, baute man auf eine Ästhetik der Verblüffungseffekte. Für die musikalische Seite dieses Programms war der englische Kapellmeister Ivor Bolton verantwortlich. Sir Peter war jetzt Zeuge, als Bolton in der zweiten Premiere der diesjährigen Opernfestspiele ans Pult des Bayerischen Staatsorchesters zurückkehrte, um ein Stück zu dirigieren, dessen Machart so englisch ist, dass sein deutscher Komponist dem Librettisten weissagte, sie werde es „von allen anderen Theatern in Europa“ fernhalten.

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