“Ein sterblich’ Ding bin ich, des Menschen Wesen”

Kultur / 11.08.2017 • 22:11 Uhr / 4 Minuten Lesezeit
Perfekt und mit Witz: „Il ritorno d‘Ulisse“.Foto: APA/Larl
Perfekt und mit Witz: „Il ritorno d‘Ulisse“.Foto: APA/Larl

„Il ritorno d‘Ulisse in patria“ von Monteverdi als Neuinszenierung bei den Festwochen Alter Musik.

Innsbruck. (bs) Während draußen vor dem Tiroler Landestheater ein Unwetter tobte, brachten Allesandro De Marchi am Dirigentenpult und sein Ensemble die Stürme menschlicher Leidenschaften auf die Bühne. Odysseus kehrt nach seinen jahrelangen Irrfahrten nach Ithaka zurück, um seine geliebte Ehefrau Penelope wiederzusehen und deren Freier mit dem Tod zu bestrafen.

Eine Rückkehr ist es auch für die Festwochen der Alten Musik, denn bereits im Jahr 1993 wurde Monteverdis wohl bekannteste Oper in Innsbruck unter der Leitung von René Jacobs aufgeführt, damals mit dem heutigen Intendanten Allesandro De Marchi am Cembalo. Der Kreis schließt sich. Vor allem die Regie von Ole Anders Tandberg sprüht nur so vor witzigen Einfällen und Anspielungen, der den spartanischen Bühnenraum mit einer langen Festtafel bespielt. Immer wieder öffnet sich als Theater im Theater im Hintergrund eine zweite Ebene, die – unterstützt von einer Videowall – ein Feuerwerk an inszenatorischen Einfällen ermöglicht. So unterhaltend das alles ist, so wirkt die Regie trotz allem Humor und Witz an mancher Stelle ein wenig albern. Aber eben nur ein wenig.

Urahne des Jazz

Köstlich die Szene mit dem in einer Reisetasche fliegenden Telemach oder der „Tanz“ der als Matrosen verkleideten Freier mit jeweils drei Beinen. Es sind zum Teil Zitate aus der Popkultur, die einem die Bilder vertraut machen, wie die oft so modern klingende Musik; nicht umsonst gilt Monteverdi mit seinen Ostinatobässen manchen als Urahne des Jazz, besonders deutlich im Madrigal „Lamento della Ninfa“, der den ersten Teil der Aufführung beschloss.

„Innsbrucker Fassung“

Das heikle Unterfangen bei einer Aufführung von „Il ritorno d’Ulisse in patria“ besteht ja darin, die nur bruchstückhaft erhaltene Partitur musikalisch zu ergänzen; so fehlt etwa die Instrumentierung Monteverdis, die De Marchi in seiner quasi „Innsbrucker Fassung“ äußert gelungen zu vergeben weiß. Jede Figur hat ihre stilgebenden Instrumente, ihre eigene Stimmung. Den ausdrucksstarken Tenor von Kresimir Spicer (Ulisse) wie den herzerwärmenden bis zornigen Mezzosopran von Christine Rice (Penelope) ebenso wie den traurig-brüchigen Countertenor von David Hansen (Telemaco). Herausragend aus dem Ensemble vor allem Ann-Beth Solvang, die als Minerva in diesem Spiel der Götter, das diese mit den Menschen treiben, die Strippen zieht.

Eine gelungene Rückkehr des Odysseus in dieser Parabel über Freud und Leid menschlichen Lebens. „Ein sterblich’ Ding bin ich, des Menschen Wesen“, wie Hagen Matzeits kristallklarer Countertenor ganz am Anfang berührend intoniert. Am Ende überwiegt die Freude.

Nächste Aufführungen am 12. und 14. August: www.altemusik.at