Einmal mehr sang der einstige Startenor Placido Domingo in Salzburg eine Baritonrolle in einer konzertanten Opernaufführung. Dieses Jahr wurde Verdis I due Foscari ins Programm genommen, eine Oper, die trotz einiger musikalisch interessanten Momenten nicht zu Verdis Meisterwerken zählt und in Salzburg vor allem aufgrund einer durchwachsenen Besetzung nicht überzeugen konnte.

Zentrum der Handlung ist der alternde Doge Francesco Foscari, gesungen von Domingo, dessen Sohn Jacopo zu Unrecht des Mordes angeklagt wird. Der große Antagonist der Oper ist Loredano, dessen Vater und Onkel vermeintlich von Francesco ermordet wurden – dies zumindest meint er zu wissen. Der Rat der Zehn hält Gericht über den Sohn des Dogen und schließlich wird Jacopo nach Kreta verbannt. Der alte Francesco muss tatenlos zusehen, wie er seinen letzten Sohn wegen eines falschen Urteils verliert. Als er schließlich herausfindet, dass jemand anderer den Mord am Sterbebett gestanden hat, glaubt er, dass sich alles zum Guten wendet, muss jedoch erfahren, dass sein Sohn auf der Reise bereits verstorben ist. Schlussendlich wird dem alten Dogen vom Rat der Zehn ein Ultimatum gestellt und noch bevor sie ihm die Insignien der Macht entreißen können, stirbt er voller Trauer um seinen Sohn während Glocken den neu erwählten Dogen ankündigen. Loredanos Rache an den Foscaris ist geglückt.

Soweit das Werk an sich, das musikalisch nicht mit anderen Verdiopern mithalten kann. Doch als enttäuschend stellte sich leider auch die Liga großer Namen heraus, die an diesem Abend sangen. Allen voran Placido Domingo, der offenbar immer noch beweisen muss, dass er auch als Bariton erfolgreich sein kann. Mit großen übertrieben-dramatischen Gesten wird über musikalische Unfeinheiten hinweggetäuscht.

Auch Joseph Calleja konnte an diesem Abend nicht wirklich begeistern. Die Rolle des Jacopo mit vielen hohen Töne ließ den maltesischen Tenor oftmals mehr schreien als singen. Zwar konnte er in den tieferen Lagen mit einem breiten virilen Timbre überzeugen, aber insgesamt blieb der Eindruck eher verwachsen.

Als dritte im Bunde war die chinesische Sopranistin Guanqun Yu als Jacopos Frau Lucrezia zu hören. Sie war die überzeugendste der Protagonisten, jedoch hatte auch sie deutliche Probleme mit der Intonation. Neben unfeinen Koloraturen wirkte auch ihr oberes Register unkontrolliert. Die ansonsten schöne Stimme mag für leichteren Verdi gut sein, allerdings wirkte sie in dieser Rolle mit ihren dramatischen Ausbrüchen wohl etwas überfordert.

Einzig Roberto Tagliavini konnte von den größeren Rollen mit einer starken, dunkel timbierten Bassstimme überzeugen. Auch die Sänger in den kleineren Rollen hinterließen solide Eindrücke. Das Mozarteumorchester unter der Leitung von Michele Mariotti, der damit sein Festspieldebüt gab, war ein Lichtblick. Er führte das Orchester mit viel Schwung und Elan durch den Abend und konnte mit einer großartigen Balance zwischen Dramatik und intimen Momenten aufwarten.

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