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Premiere Der „walküre“ In Oldenburg Wenn Wagners Wotan im Staatstheater wütet

Horst Hollmann

Oldenburg - Wenn der letzte Teil im „Ring des Nibelungen” im Großen Haus des Staatstheaters beginnen wird, dann flechten in der „Götterdämmerung” die drei Nornen den Schicksalsfaden. Sie fragen beim Schlachtengetümmel in der Ferne: „Weißt du, wie das wird?“ Schlimm wird es. Inmitten von Trümmern und Asche wird Richard Wagners Tetralogie der vier Opern enden.

Doch das passiert in Oldenburg ja erst 2019. Jetzt, mit der stürmisch gefeierten Premiere der „Walküre”, wird offenkundig: Der Weg in den Untergang der Götter bleibt in dieser „Ring”-Version faszinierend, lasst ihn uns genießen. Diese „Walküre” schlägt ein scharfes Schwert, die Spannung über fast fünf Stunden nimmt den Atem.

In der Fortsetzung seines Konzepts aus dem „Rheingold” strickt Regisseur Paul Esterhazy konsequent weiter an dieser schrecklichen Familien- und Sippengeschichte. In der Enge des abgeschiedenen Bergdorfes erstarrt eine Gesellschaft in allgemeinen ethischen und persönlichen unethischen Grundsätzen. Sie wird zugrunde gehen, weil sie nicht die Kraft zur Öffnung und Wandlung aufbringt.

Unheimlich wirken die düsteren Flure, endlos die Räume im archaischen Anwesen (Bühne: Mathis Neidhardt). Esterhazy stellt mit höchsten Emotionen Menschen und Unmenschen hinein. In den Kern rückt die zeitlose Auseinandersetzung zwischen Göttervater Wotan und seiner Lieblingstochter Brünnhilde um Befehl und verweigerten Gehorsam.

Feige Brünnhilde

Das Geschehen auf der Drehbühne und die Musik greifen fantastisch ineinander. Die Oper erreicht gleich Höchsttempo und Höchstniveau. Blitze huschen über die abweisenden Holzwände. Schatten von Wölfen hetzen vorüber. Der flüchtende Siegmund rettet sich im Wolfsgewand durch die einzige Außentür ins Innere.

Es ist das Haus seines Erzfeindes Hunding, der seine Frau, Siegmunds Zwillingsschwester Sieglinde, wie einen Hund hält. Alle Konfliktballungen nehmen ihren Anfang, gleich mit den Geschwistern (Inzest, aber da kommt immerhin der spätere Titelheld Siegfried in die Fertigung). Und sie entwirren sich nicht mit der Feigheit von Brünnhildes acht Walküren-Schwestern, die alle im Leichenhaus der frisch gefallenen Helden tätig sind.

Generalmusikdirektor Hendrik Vestmann hat nicht nur die plakativen Momente zwischen Fluchtmusik und Walkürenritt im Blick. Er setzt mit der reduzierten Orchesterfassung von Lessing auf Deutlichkeit, Akkuratesse, lang anhaltende Kantilenen und austariertes kammermusikalisches und solistisches Spiel. Alles bekommt er vom Staatsorchester, das die Musik von innen heraus formt. Alles folgt der durchgehenden großen Linie, an der sich der Sinn der Leitmotive und der Proportionen erschließt.

Die vorwiegend freischaffend tätigen Gäste bilden mit hauseigenen Kräften ein prächtiges Sängerensemble. Michael Kupfer-Radeckys Bariton beherrscht als Wotan die Szene. Sein gefürchtet langer Monolog ist ein Glanzstück, weil er im angehaltenen Piano ebenso glaubhaft von seinen zerschlagenen Träumen erzählen kann wie im Aufbrausen von Verzweiflung und neu gesammelter Kraft. Nancy Weißbach als Brünnhilde steht mit ihrem leidenschaftlich strahlenden Sopran auf gleicher Stufe.

Wie ein Edelstein

Zoltán Nyári führt als Siegmund mit kluger Krafteinteilung einen Tenor von enormem Höhenglanz ins Feld. Nadja Stefanoffs Sieglinde lebt von Innigkeit und Leidenschaft. Pavel Shmulevich wirft als Grobklotz Hunding abgrundschwarze Basstöne in den Raum. Melanie Langs Fricka lässt in feinen Untertönen erkennen, wie sehr sie Wotans Selbsttrug durchschaut. Hinzu kommen acht stimmlich mitreißende Walküren: Martyna Cymerman, Sooyeon Lee, Marija Jokovic, Annekatrin Kupke, Sarah Tuttle, Yulia Sokolik, Zdravka Ambric, Hagar Sharvit.

Ein Theater, das einen „Ring” schmiedet, arbeitet immer an seinem eigenen Glanz. Im „Rheingold” hat das Staatstheater einen funkelnden Edelstein geschürft. In dieser „Walküre” poliert es ihn blendend weiter.

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