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Mister Rich verführt sie alle

Spiegelein, Spieglein im Spielcasino: Wer ist der Grössenwahnsinnigste? Natürlich der Verführer Don Giovanni (Todd Boyce, ganz rechts), neben Donna Anna (Elissa Huber).

Geld regiert die Welt, auch jene im Spielcasino. Scheine werden gewonnen, verloren, in Décolletés gesteckt und gönnerhaft in die Luft geworfen. Für die neuste Berner Version des Frauenhelden Don Giovanni ist Geld ein weiteres Mittel, andere gefügig zu machen. Richtig: In der Inszenierung des südafrikanischen Regisseurs Matthew Wild spielt die Oper von Mozart in Las Vegas. Es ist ein Las Vegas der Achtzigerjahre. Es gibt Videokassetten, Elvis-Doubles, Anzüge in grellen Farben, Glitzerschuhe und Hochzeiten zum Sonderpreis. Don Giovanni ist Besitzer eines Casinos, ein Strippenzieher im eigenen Sündenpfuhl. Sein treuer Diener Leporello ist Chefcroupier.

Stimmungsvolles Bühnenbild

Die dekadente Szenerie wird stimmungsvoll auf die Bühne gebracht (Kostüme: Ingo Krügler; Bühne: Kathrin Frosch). An der Decke thront ein riesiger Spiegel. Darunter dominiert ein runder Spieltisch. An und auf ihm spielt sich das Wesentliche ab: Don Giovanni verführt Donna Anna, die mit Vater und Verlobtem das Casino besucht. Unter der Anonymität von Maske und Augenbinde gibt sich Anna ihm hin. Später wird sie zu Protokoll geben, Don Giovanni habe sie genötigt. Ihr Vater will die Ehre seiner Tochter rächen, dabei wird er von Don Giovanni getötet. Derweil trifft eine Verflossene ein: Donna Elvira will Don Giovanni zur Rede stellen, schwankend zwischen Verliebtheit und Wut. Doch der Angebetete hat bereits ein neues Mädchen gesichtet: Die schwangere Zerlina, die ihre Hochzeit mit Masetto feiert.

Parallelen zu Trump

Ja: Don Giovanni ist ein vergnügungssüchtiger Grössenwahnsinniger, der nur eine Befindlichkeit kennt: seine eigene. Und der es trotzdem immer wieder schafft, dass Menschen ihm folgen, ihm helfen und ihn lieben. Wem jetzt Donald Trump in den Sinn kommt, der liegt nicht falsch. Schliesslich war auch er malgross in einer Spielerstadt: 1990 kaufte er das Casinohotel Taj Mahal und machte es zum prunkvollsten Spieltempel in Atlantic City. «Noch vor zehn Jahren habe ich die Oper anders gesehen», schreibt Regisseur Matthew Wild im Programmheft, «aber ich glaube, dass das Verständnis immer etwas mit dem aktuellen Kontext zu tun hat.»

Die Lesart von Wild ist nachvollziehbar und wird in Bern von einem starken Ensemble umgesetzt. Bariton Todd ­Boyce spielt in der Berner Inszenierung, die sich auf die Wiener Fassung der Oper bezieht, den Frauenhelden. Er tut es mit stimmlicher Strahlkraft und Wendigkeit, aber mit etwas wenig bühnenwirksamer Präsenz. Anders die Sopranistinnen Elissa Huber und Evgenia Grekova als Donna Anna und Donna Elvira. Beide vermögen die Bühne mit Leichtigkeit auszufüllen und überzeugen mit stimmlicher Brillanz. Der Bariton mit dem Honigtimbre, Michele Govi, bringt als Leporello den für die Rolle nötigen Schalk mit.

Verlässlicher Partner

Und das Berner Symphonieorchester? Unter der Leitung von Kevin John Edusei ist es dem Gesangsensemble ein umsichtiger und verlässlicher Partner. Das Orchester spielt schwung- und hingebungsvoll, in der ländlich-bäuerlichen Festmusik von Zerlina und Masetto ebenso wie in den höfischen, kunstvolleren Klängen, die Donna Anna und Ottivio begleiten.

Am Ende konnten die Menschen Don Giovannis Grössenwahn nicht stoppen, also muss es das Jenseits regeln: So wandert der Mörder, nachdem er sein Opfer verhöhnt hat, auf einem fliegenden Mahnmal ins Verderben.

Weitere Vorstellungen: bis 17. April 2018, Konzert Theater Bern.