Mit einer Neuauflage der einst durchaus umstrittenen Ring-Inszenierung von Andreas Kriegenburg bewies die Bayerische Staatsoper, dass auch eine Wiederaufnahme mit einer erstklassigen Besetzung durchaus Premieren-Charakter haben kann.

Wie beim letzten Ring-Zyklus vor zwei Jahren, stand auch an diesem Abend Kirill Petrenko am Pult. Schnell, ja fast forsch führte der scheidende Generalmusikdirektor mit einer Spielzeit von 2 Stunden 12 Minuten das Bayerische Staatsorchester an, als wollte er gegen die Tatsache ankämpfen, dass dies wohl vorerst sein letzter Ring in München sein wird. Leider fehlte dem Dirigat das sonst so prävalente erhabene Moment. Stattdessen klang es in weiten Teilen etwas zu flächig, weniger subtil und ausdifferenziert, und zum Schluss dann doch zu sehr aufbrausend. Freilich immer noch großartig, aber ohne diese letzten fünf Prozent, die von dem kongenialen Petrenko fast schon erwarten werden.

Ein wenig ähnlich verhält es sich mit der Inszenierung. Die nüchterne Bühne, die allein durch die vielen halbnackten Statisten zum Leben erweckt wird, wirkt, mit mehreren Jahren Abstand, weit weniger provokant und fast schon trivial. Und doch bleibt Kriegenburgs Version gefällig. Ihr haftet kein provozierender Zwang an, der Wagners Stück einen (noch) höheren Sinn zu geben versucht, noch beschwört sie überzeichnete germanische Tugenden für altbackene Traditionalisten. Wenn die Rheintöchter durch das wogende Meer der Menschlichkeit waten, dann trifft das weiterhin die Ring-Idee im Kern und stößt auf angenehm subtile Weise zum Denken an.

Vor allem ließ die Inszenierung viel Raum für die sängerische Leistung des durchaus hervorragend besetzten Ensembles. Allen voran blieb an diesem Abend John Lundgren als Alberich in Erinnerung: Fabelhaft artikuliert und dennoch nicht ohne das entscheidende düstere Timbre und mit kraftvoller Klarheit, erntete der Nibelung völlig zurecht den größten Applaus.

Ähnlich hervorragend konnte sich Wolfgang Koch als Wotan positionieren. War er in der letzten Aufführung noch in der Rolle des Alberichs zu hören, versuchte er sich nun am Göttervater, den er mit seinem hohen Bass deutlich zerbrechlicher, und weniger als vor Kraft strotzenden Übervater zeichnete. Das muss man freilich mögen, doch passte es recht gut zu Nobert Ernst und seinem Loge, der ebenfalls den stimmlichen Akzent weit weniger auf den heimtückischen Plan der beiden Götter setzte, und stattdessen recht klar und sicher, fast geckenhaft durch den Abend führte.

Etwas blass stolzierte hingegen Golda Schultz als Freia über die Bühne. So wirklich abnehmen wollte man ihr ihre missliche Lage nicht, als Alexander Tsymalyuk und Ain Agner als Fasolt und Fafner mit tiefem Bass ihren Sold für den Bau der Götterburg einforderten. Auch bei Dean Power (Froh) stellte sich die Frage, ob das recht starre Konzept von Kriegenburgs Rheingold wirklich die beste Produktion für sein so facettenreiches Talent ist.

Umso überzeugender wirkte da Okka von der Damerau, die mit wahrlich erdig-vollem Mezzo Wagners nordische Kunstfigur mahnende Worte an Wotan richten ließ und den fabelhaften Rheintöchtern (Christine Landshamer, Rachael Wilson und Jennifer Johnston) Hoffnung machte, den ihnen so entraubten goldenen Schatz zurückzuerhalten.

Insgesamt wurde dennoch leider nicht ganz das Niveau des letzten Ring-Zyklus erreicht. Es fehlte eben dieser letzte kleine Funke, der zur Verzückung führte. Gleichwohl ist dieser Ring unbedingt hörenswert, denn trotz aller Kritik auf höchstem Niveau, spürte man mit jedem Takt, das Petrenko in dieser Musik zu Hause ist. Wer kann, sollte sich unbedingt noch Karten für den Juli sichern.

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