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Feuer und Flamme

Menschliches Inferno: Manrico (Martin Muehle) und Azucena (Agnieszka Rehlis) im Haus, umzingelt vom Chor Konzert Theater Bern.

Welch vokaler Glanz in der bescheidenen Hütte! Mit Letzterer ist nicht das prächtig renovierte Stadttheater gemeint, sondern das stilisierte Hauskonstrukt mitten auf der Bühne, das sich um die eigene Achse drehen kann. Es dient den Protagonisten mehr symbolhaft als Schutzbehausung in Zeiten des Krieges. Rundherum führt ein Graben, und die ­Absturzgefahr ist in mehrfacher Hinsicht gross.

Giuseppe Verdi hat mit seinem 1853 in Rom uraufgeführten «Il trovatore» eine Oper geschrieben, die den Solisten viel abverlangt. Die stimmliche Palette reicht von Belcanto-Koloraturen über lyrische Bögen bis hin zu dramatischem Ausdruck. In Bern wurde eine Sängerriege engagiert, die diesen ­Herausforderungen gewachsen ist und zusammen mit dem Berner Symphonieorchester (BSO), dem Chor und Markus Bothes schlüssiger Regie für ein Erlebnis erster Güte sorgt.

Ein Opfer aus Versehen

Das Libretto von Salvatore Cammarano und Leone Emanuele Bardare, das nach dem Schauspiel eines spanischen Dichters gezimmert wurde, ist verworren. Die Brüder Luna und Garcia lieben Leonora, aber die beiden ­wissen nicht, dass sie miteinander verwandt sind. Der Grund ist teuflisch: Eine Zigeunerin soll Garcia, der später als Troubadour Manrico auftritt, verhext haben und muss dafür ihr Leben auf dem Scheiterhaufen lassen. Ihre Tochter Azucena will Rache und entführt Garcia in der Absicht, ihn zu töten. Aus Versehen wirft sie aber ihr eigenes Kind in die Flammen zum Opfer und zieht Garcia auf.

Regisseur Markus Bothe, der sich in Bern zum Beispiel mit Mozarts «Figaro» als Meister der Reduktion erwiesen hat, setzt auch beim «Trovatore» auf einfache Stilmittel. Kathrin Frosch unterstützt ihn dabei mit entrümpelter Bühne und klaren Formen. Justina Klimczyk liefert Kostüme, die das kriegerische 15. Jahrhundert spielerisch interpretieren.

Und Bernhard Bieri trägt mit seinem Lichtkonzept viel dazu bei, dass Verdis Vierakter auch in der Ein-Tableau-Variante funktioniert. Das düstere Opus, das sich in ­Bothes Lesart in rabenschwarzer Umgebung entspinnt, wird mit feurigen Videoeinspielungen aufgepeppt. Die Flammen, die auf Leinen und an Wände projiziert werden, sind sparsam dosiert und hinterlassen nie den Eindruck eines endlosen Videoclips.

Erstklassiges Sängerensemble

Timing ist beim «Trovatore» alles, das gilt insbesondere für die Solisten. Konzert Theater Bern gelang es, für die Rolle der Leonora die international gefeierte Sopranistin Lana Kos zu verpflichten. Die Sängerin meistert die kniffligen Klippen von Anfang an souverän und glänzt im filigranen Schöngesang genauso wie im furiosen Forte. Ihr zur Seite steht mit Martin Muehle ein Manrico, der mit italienischem Habitus und samtenem Schmelz auch die hellen Höhen mühelos pariert.

Jordan Shanahan als sein Bruder Luna ist in Bern kein Unbekannter. Sein reifer, sonorer Bariton bringt die Facetten mit, die es für den Conte braucht. Agnieszka Rehlis ist als Azucena die pure Glut, ihr dunkler Mezzo betört. Young Kwon als Hauptmann Ferrando komplettiert die Runde perfekt.

Das BSO unter der Leitung von Jochem Hochstenbach ist in Hochform und lässt es genussvoll krachen. Die feinen Schattierungen Verdis gehen nicht unter. Hochstenbach hat die Tempi im Griff, setzt spannende Pausen und beweist im Taktwechsel feines Gespür. Der Chor unter Zsolt Czetner glänzt mit Präzision und satter Fülle. Mit diesem triumphalen «Trovatore» navigiert sich Konzert Theater Bern Richtung Weltklasse-Musiktheater. Ein Abenteuer, das man sich nicht entgehen lassen sollte.

«Il trovatore»: Vorstellungen bis 20. April, Stadttheater Bern.