Schauplatz der Unmenschlichkeit: Bühnenbildnerin Agnes Hasun hat für das musikalische Drama "Der Konsul" das Konsulat als marmornen Monolith gestaltet.

Rupert Larl

Innsbruck – Als vergangenen Samstag der Vorhang im Tiroler Landestheater fällt, wird ein Abend bejubelt, der ob seiner beeindruckenden Leistungen, seines tragischen Ausgangs und nicht zuletzt wegen seiner brennenden Aktualität zu Tränen rührt und betroffen macht. Das musikalische Drama Der Konsul des italoamerikanischen Komponisten Gian Carlo Menotti (1911-2007) feierte in der Inszenierung von René Zisterer und unter musikalischer Leitung von Uwe Sandner Premiere.

Menotti, Spross einer wohlhabenden italienischen Familie, galt als musikalisches Wunderkind. In jungen Jahren zog er in die USA, um in Philadelphia und New York sein Kompositionsstudium zu vollenden. Er selbst hat wohl das erniedrigende Prozedere bei Einwanderungsbehörden nie am eigenen Leib erfahren müssen. 1947 erschütterte ihn eine Zeitungsmeldung über den Suizid einer von den USA abgewiesenen polnischen Emigrantin.

Drama der Bittsteller

Daraufhin schuf er die Figur der Magda Sorel (ausgezeichnet Susanna von der Burg) zu Der Konsul. Neben der Musik – die sich weder eindeutig der Moderne noch der Klassik zuordnen lässt – verfasste Menotti auch das Libretto.

Magda will mit dem neugeborenen Kind ihrem Mann, dem Freiheitskämpfers John Sorel (Alec Avedissian), der auf der Flucht vor der Geheimpolizei ist, ins Ausland nachreisen. Und so findet sie sich im Konsulat ein, um ein Visum zu beantragen. Doch hier thront, schaltet und waltet selbstherrlich die Sekretärin (sehr überzeugend Jennifer Maines).

Sie hält sich verschanzt hinter marmornem Monolith, am Fuße der steilen Treppe zum Allerheiligsten – dem Büro des niemals erscheinenden Konsuls (bestechend die Bühne von Agnes Hasun). Ihre einzige Aufgabe scheint es zu sein, die Gesuche der verzweifelten Bittsteller mit einem Wust an Formularen, Anträgen und Akten erbarmungslos abzuschmettern. Da versagen auch die charmanten wie vergeblichen Tricks des Zauberers (Dale Albright), um bei der Sekretärin an Menschlichkeit und Erbarmen zu rühren. (Dorothea Nikolussi-Salzer, 7.2.2018)