Händels „Alcina“ in Karlsruhe :
Und mit dem Liebhaber verlor sie fürwahr auch ihre Zauberkraft

Von Lotte Thaler
Lesezeit: 3 Min.
Wo, bitte, ist hier der Fluchtweg? Liebe in Händels Oper „Alcina“ mit Layla Claire in der Titelpartie und David Hansen als Ruggiero
Ach, mein Herz: Bei den Internationalen Händel-Festspielen in Karlsruhe sorgen die Gesten der Abwehr für einen ruppigen Bewegungsablauf.

Einsam steht sie auf der Bühne, in düster graues Licht getaucht, vor Schmerz fast zur Statue erstarrt, und richtet mit ihrem perfekt geführten Sopran ihre Arie „Ach, mein Herz“ frontal ans Publikum: Layla Claire verkörpert in Händels Zauberoper „Alcina“ die Titelrolle und wird mit dieser sarabandenartigen, nur mit Streichern begleiteten Klage zum Inbegriff der verlassenen Frau. Eigentlich wünschte man sich, der Akt wäre danach zu Ende, aber Alcina muss wenig später, in einer jetzt Blitze schleudernden Bravourarie noch erkennen, dass sie nicht nur ihren Liebhaber Ruggiero, sondern auch ihre Zauberkraft verloren hat. Da ist sie aber schon nicht mehr allein auf der Bühne, wird vielmehr von den herbeigerufenen „bleichen Schatten“ ihres Gefolges aufgenommen. Alcinas große Trauerarie im zweiten Akt ist das Herzstück der Oper und mit der Tonart g-Moll auch ein musikgeschichtliches Scharnier: Mozart muss sie im Ohr gehabt haben, als er die Arie „Ach, ich fühl’s“ für seine Pamina schrieb.

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