Eine Opernrarität mit viel Emotion

Mit „Ariane et Barbe-Bleue“ von Paul Dukas erwartet das Grazer Opernpublikum eine Rarität mit viel Emotion. Das 1907 uraufgeführte Werk vereint die Mythen um den Frauenmörder Blaubart und der griechischen Göttin Ariane.

Auf Blaubarts Schloss angekommen, schlägt Ariane die Warnungen ihrer Amme, das versperrte Zimmer nicht zu öffnen, in den Wind: „Ich gehe alleine“ wird sie in jedem der drei Akte singen. Aber führen die aus einem Koffer geholten Schlüssel Ariane ins Glück oder in die Verdammnis wie ihre vermeintlichen Vorgängerinnen, die in Blaubarts dunklem Verlies erstarrt sind und sich nicht mehr in die Freiheit wagen?

Ariane et Barbe-Bleue

Oper Graz/Werner Kmetitsch

Sie tragen zwar eigene Namen, spiegeln aber in der Grazer Erstaufführung einzig die Seelenzustände der Titelheldin Ariane - gesungen von Manuela Uhl - wider: „Das Ganze ist eigentlich ein großes, aufgefächertes Selbstgespräch - mit allen Tiefen und Höhen, die da dazugehören“, sagt Regisseurin Nadja Loschky.

Vielschichtiges Psychogramm

Sie lässt die Besucher der starken Frauenfigur wie in einem Psychothriller folgen: Auf einer kreisrunden, von tiefem Schwarz umgebenen gekippten Bühne spielt sich die schaurig-schöne Szenerie ab. Ariane widersetzt sich Blaubarts Regime und blickt einem Albtraum gleich in eigene Untiefen, hackt sich den Weg frei ins Zimmer, in dem ihre Wiedergängerinnen wie weggelegte Puppen in übereinandergestapelten Kästen liegen.

Ariane et Barbe-Bleue

Oper Graz/Werner Kmetitsch

„Jede Frau steht für einen anderen Abschnitt ihrer Beziehung mit Blaubart. Sie steigt in ihrer Beziehung hinab in den Keller ihrer Erinnerung und gräbt dort quasi die verbotenen Türen aus und stellt sich dem Grauen des Geschehenen und findet damit zu einer Art von Selbsterlösung“, sagt Nadja Loschky - eingehüllt in dichte Klangfarben, die das Rätselhafte, Unsagbare untermauern.

Ariane et Barbe-Bleue

Oper Graz/Werner Kmetitsch

„So subtil, so klug, so berührend“

Warum Paul Dukas einzige Oper so selten gespielt wird, ist eigentlich nicht nachvollziehbar, sagt der musikalische Leiter Roland Kluttig: „Man hat nicht diese Schlachtfetzen, man hat nicht diese direkte, packende Dramatik. Aber es ist immer extrem subtil, so klug und so berührend, dass ich es nicht so richtig verstehen kann“, so Kluttig, der auch die riesige Herausforderung der Titelpartie betont.

Sendungshinweis:

„Steiermark heute“, 3.3.2018

Ritter Blaubart verfolgt wie ein mächtiger Schatten das Geschehen und ist am Ende ein blutendes Stückwerk Mensch, das aus einem Koffer ragt. Ob Ariane letztendlich bei ihm bleibt, lässt diese Grazer Erstaufführung offen. Im Programmbuch wird C.G. Jung zitiert: „Man wird nicht dadurch erleuchtet, dass man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern dadurch, dass man sich das Dunkel bewusst macht.“

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