Verdi in München :
Heiter bis völkisch

Lesezeit: 4 Min.
Hier hängt der Himmel voller Leichen: Unten singt Hélène (Rachel Willis-Sørensen).
Hier wird Verdi noch vom DJ persönlich zu Klump geschossen: Omer Meir Wellber dirigiert die selten gespielte Belcanto-Oper „Les Vêpres siciliennes“ in München.

Der sogenannte kleine Mann ist ein rechter Haudrauf. Wenn er Oberwasser bekommt, pfeift er auf die Humanität. Und diese Spielart des Pfiffigen, die etwas Abgefeimtes hat, erfasst Giuseppe Verdi beinahe mit der Kälte eines Zynikers, wenn er schon in der Ouvertüre seiner Oper „Les Vêpres siciliennes“ momentweise gute Laune verbreitet. Zackig, federnd, fingerschnipsend, im Viervierteltakt und in G-Dur holt die Musik Schwung, um in ein katastrophales Fortissimo in g-Moll zu rasen. Wenn der Mob auf Krawall gebürstet ist, und hier geht es ja um ein Massaker der Sizilianer an ihren französischen Besatzern im Jahr 1282, dann spielt immer auch eine gewisse Amüsierlust mit, die dem Feind grinsend die Anerkennung als Mensch verweigert.

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