Zimmermanns Oper in Nürnberg :
Raufbolde beim neckischen Ringelpiez

Von Josef Oehrlein
Lesezeit: 4 Min.
Die wollen nur spielen: Offiziere (Chool Seomun, Yongseung Song, Chang Liu, von links)  Haudy (Tim Kuypers, Mitte), Mary (Ludwig Mittelhammer, rechts).
Zum hundertsten Geburtstag von Bernd Alois Zimmermann bringt das Staatstheater Nürnberg dessen Oper „Die Soldaten“ auf die Bühne. Die Regie von Peter Konwitschny wird schnell fertig damit.

Bernd Alois Zimmermanns monumentales Werk „Die Soldaten“ ohne Soldaten? Geht doch, sagte sich Peter Konwitschny und steckte bei seiner Inszenierung an der Nürnberger Oper die brutale Soldateska, die durch das Stück marodiert, in gediegene Anzüge. Er glaubt, dass es in Zimmermanns opus summum heute gar nicht mehr um Soldaten geht, sondern um das „Soldatische im Menschen“, und das steckt seiner Meinung nach vor allem in Körpern von Bankern, Spekulanten und skrupellosen Geschäftsleuten. Es seien gar keine Kriege mehr nötig, die Zerstörung der Welt würden allein schon „ungeheuerliche Börsenspekulationen“ besorgen. Konwitschny hat es geschafft, selbst das monströseste, ungefügigste Musiktheaterstück des zwanzigsten Jahrhunderts in das Prokrustesbett seiner obsessiven Kapitalismuskritik zu zwängen.

Ohne Abo weiterlesen
Dies ist kein Abo. Ihre Registrierung ist komplett kostenlos, ohne versteckte Kosten.
Oder 3 Monate für 1 € pro Monat Zugang zu allen FAZ+ Beiträgen erhalten und immer aktuell informiert bleiben.