Unbedingt in "Maria Stuarda" gehen!

Gärtnerplatztheater: Gaetano Donizettis „Maria Stuarda“ mit Jennifer O’Loughlin und Nadja Stefanoff
| Michael Bastian Weiß
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"Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti im Gärtnerplatztheater.
Christian P. Zach 3 "Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti im Gärtnerplatztheater.
"Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti im Gärtnerplatztheater.
Christian P. Zach 3 "Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti im Gärtnerplatztheater.
"Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti im Gärtnerplatztheater.
Christian P. Zach 3 "Maria Stuarda" von Gaetano Donizetti im Gärtnerplatztheater.

Machen wir uns nichts vor: Wir genießen das Schaudern, wenn wir einer Hinrichtung beiwohnen können. Selbstverständlich nur im Theater. Jennifer O’Loughlin hat als Maria Stuarda, Königin von Schottland, alle Vorbereitungen zur Enthauptung mit engelsgleicher Würde über sich ergehen lassen, hat sich in kunstvollstem Belcanto verabschiedet und alle Herzen auf der Bühne und im Zuschauerraum des Gärtnerplatztheaters für sich gewonnen.

Der dritte Kanonenschuss ertönt. Die Todgeweihte mit der schönen Seele geht schwankend, beweint vom Chor, aufs Schafott zu – und wird ganz oben von ihrer Rivalin erwartet, der Königin von England. Das ist das finale Ausrufezeichen dieser in sich logischen Inszenierung: Elisabetta I. ist selbst das Fallbeil.

Lesen Sie auch unser Interview mit Michael Sturminger

Auf angenehm klare Weise bezieht die Regie von Michael Sturminger Stellung für Maria und präsentiert ebenso nachvollziehbar Elisabetta als märchenhaft böse Königin. So holt Sturminger mit ökonomischen Mitteln ein Maximum an Wirkung aus der „Maria Stuarda“ von Gaetano Donizetti heraus, der nach „Anna Bolena“ und weiteren Stücken mit diesem Werk einen ganzen Zyklus von englischen Historienopern vorantrieb.

Es wird berichtet, dass es seit den späten Wiederaufführungen der „Maria Stuarda“ ab den 1960er Jahren immer wieder zu Szenenapplaus für die Titelheldin kam, so, als ob man der historischen Figur sozusagen „nachträglich Gerechtigkeit widerfahren“ lassen wollte.

Hingerissenes Publikum

Genau diese Möglichkeit der Parteinahme nutzt die Inszenierung voll und gibt dem hingerissenen Publikum – selbst für die Regie gibt es keinen einzigen Buhruf – ausreichend Gelegenheit zum Mitfiebern. Nadja Stefanoff als Elisabetta lässt sich aber auch herrlich hassen: Das weiß geschminkte Gesicht mit den hohen Wangenknochen strahlt kalte Arroganz aus, die Frisur sitzt wie ein Schutzhelm, der Sopran ist von elfenbeinartiger Färbung und Festigkeit.

Ihr Gesang mit den sauberen Koloraturen erzwingt Hochachtung. Liebe dagegen erweckt ihre Gegenspielerin, Jennifer O’Loughlin mit ihrem jugendlich schwärmerischen Sopran, der schon von Beginn an in den Himmel strebt, um dort im Höhenrausch zu verglühen.

Es sind also die Gesichter, die Körper und die Stimmen der Menschen, in denen sich das Drama vollzieht. Die durchaus ansehnliche Einheitsbühne, ein drehbarer, von sieben Kronleuchtern zum Funkeln gebrachter Funktionsbau, dessen durchsichtige Seiten ein wenig an Duschtrennwände erinnern, die sinnvolle Lichtregie und die historischen Kostüme erschaffen eine prachtvolle Kulisse (Michael Heidinger/Andreas Donhauser/Renate Martin).

Im Höhenrausch

Sie wird bespielt von einem herausragenden Ensemble, das zum Teil schon in der „Don Giovanni“-Produktion zu hören war. Sensationell muss man nennen, wie sich Lucian Krasznec entwickelt. Mit seinem hell strahlenden, dabei männlichen Tenor und phänomenaler Beweglichkeit schlägt er Funken aus den Schwierigkeiten der Roberto-Partie.

Für die Absättigung in die Tiefe, die bei all dem Höhenrausch gut tut, sorgen Levente Páll als Talbot und Matija Meic als Cecil, mit gut sitzenden, fundierten, dunkel, aber individuell geformten Bariton-Stimmen. 

Zum Schluss gibt es noch ein kleines Wunder zu rühmen. Denn es passiert etwas im Verlauf dieser Aufführung. So, wie sich die Sänger gegenseitig hochschaukeln, so stecken sie auch den Dirigenten Anthony Bramall merklich an: Das fabelhafte Gärtnerplatz-Orchester entfacht einen Furor ohnegleichen. Wir hören die Wut der Elisabetta und das Verglühen der Maria, hautnah und aufregend.

Erstaunlich, was die Aussicht auf eine finale Hinrichtung doch alles an künstlerischen Kräften freisetzen kann. Unbedingt hingehen! 

Gärtnerplatztheater, wieder am 24. und 27. März, 2., 13., 25. April sowie 6. und 31. Mai. Karten unter Telefon 2185 1960 oder www.staatstheater-tickets.bayern.de
 

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