Opern-Festival in Amsterdam :
Vom Schülerlotsen übers Meer geführt

Von Achim Heidenreich
Lesezeit: 4 Min.
Henzes Oratorium „Das Floß der Medusa“ und die Schauerkantate über das Absaufenlassen der Unterdrückten durch die Herrschenden ist alles andere als gefällig.
Orfeo als Diskokugel auf zwei Beinen im Olymp: Das „Opera Forward Festival“ in Amsterdam beweist viel Sinn für Mut und gute Unterhaltung.

Die Musik Hans Werner Henzes für sein 1968 in Hamburg, nein, nicht uraufgeführtes, sondern vom Norddeutschen Rundfunk wegen ideologisch motivierter Tumulte in der Aufführungshalle von „Planten un Blomen“ statt live nur als Aufnahme der vom Komponisten geleiteten Generalprobe urgesendetes Skandal-Oratorium „Das Floß der Medusa“, jetzt in Amsterdam fulminant interpretiert und inszeniert, ist sicher nicht das, was ihm mancher politisierte Materialfetischist der Neuen Musik dieser Zeit vorwarf: einfach nur schön. Landläufig ist schön, was gefällt, betrifft also den persönlichen Geschmack. Schön ist auch, wie Hans-Georg Gadamer weiß, was seine Betrachtung intendiert, also alle Kunst. Schön gefällig aber ist Henzes Schauerkantate über das Absaufenlassen der Unterdrückten durch die Herrschenden am allerwenigsten.

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